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  • Tanzen ist spitze!

    Tanzen ist spitze!

    Wenn das Hamburg Ballett in Baden-Baden gastiert, steht jedes Mal auch ein besonderer Workshop für Kinder auf dem Programm. Unter dem Motto »Tanzen ist spitze« lädt die Kinder-Musik-Welt Toccarion im Festspielhaus junge Zuschauer dazu ein, gemeinsam mit Profitänzern die Welt des Balletts kennenzulernen.

    Tendu, Plié, Relevé: Spätestens nach dem eineinhalbstündigen Workshop sind diese Ausdrücke keine Fremdwörter mehr für die jungen Teilnehmerinnen, die sich am Dienstagnachmittag im Toccarion für den Ballett-Workshop versammelt haben. Die Tänzer Alexandr Trusch und Konstantin Tselikov führen zehn Mädchen im Alter von sieben bis zwölf Jahren spielerisch an typische Übungen des täglichen Balletttrainings und bekannte Bewegungen heran, erläutern Besonderheiten der Haltungen und erklären, was die französischen Begriffe bedeuten.

    Manche der Kinder nehmen bereits Ballettunterricht und erscheinen im Trikot, mit Schläppchen und Dutt. Andere haben keine Tanzerfahrung. Doch für alle heißt es am Anfang: Aufwärmen! Füße strecken und flexen, Beine und Arme heben, dehnen. Zwischendurch lockern Alexandr und Konstantin die Aufwärmphase mit rhythmischen Klatschübungen – und mit Witzeleien – auf. Weil die Profis zwar das Ballett und die Übungen, sich selbst aber nicht immer allzu ernst nehmen, ist das Eis schnell gebrochen. Die Kinder machen begeistert mit.

    Auf die Streckung kommt es an © Kiran West

    Dann geht es um die Balance: Im Sitzen werden die Beine wie ein »V« in die Luft gestreckt. »Haltet die Position – und jetzt schließt die Augen«, gibt Konstantin vor. Mit geschlossenen Augen den Kopf in dieser Haltung nach rechts und links zu drehen, ohne umzufallen, ist gar nicht so einfach, merken die Mädchen. Auch am Spagat dürfen sich alle einmal versuchen.

    Nach unterschiedlichen Übungen am Boden geht es dann an die Ballettstangen. Alexandr und Konstantin machen die Bewegungen vor, die aufmerksamen Kinderaugen verfolgen jeden Schritt: Wie stehen die Füße in der fünften Position, wohin zeigen die Knie im Plié? Gar nicht so einfach. Die beiden Tänzer korrigieren und geben Hilfestellungen, wenn es mal hakt – und wenn die Profis loben, steigt die Motivation der Nachwuchstänzer sofort.

    Die Nachwuchs-Ballerinen sind voll konzentriert © Kiran West

    Im Anschluss können sich die Kinder bei Übungen in der Mitte mit Sprüngen und sogar der Einstudierung einer kleinen Choreografie austoben. Dann neigt sich der Workshop schon dem Ende zu, die Zeit ist wie im Flug vergangen. Am Ende zeigen die beiden Tänzer noch eine kleine Szene aus dem Ballett »Bernstein Dances«. Sie werden mit viel Applaus und sogar Autogrammwünschen belohnt! Nach einem gemeinsamen Abschlussfoto geht es für Alexandr und Konstantin dann wieder in den Ballettsaal – denn auch als Profi lernt man nie aus.

    Wie ein Profi! © Kiran West

    Frieda Fielers

  • Auf Tour in Japan

    Auf Tour in Japan

    Bereits zum achten Mal ist das Hamburg Ballett auf Tour in Japan. Im Gepäck befinden sich drei große Ballettproduktionen von John Neumeier: »Die Kameliendame« und »Nijinsky« sowie das Galaprogramm »The World of John Neumeier«. Das Gastspiel beginnt mit drei Vorstellungen der »Kameliendame« im Theater Bunka Kaikan. Ulrike Schmidt, Ballettbetriebsdirektorin und Stellvertreterin des Ballettintendanten John Neumeier, berichtet uns von der Ankunft der Compagnie in Tokio, von den letzten Proben und von weiteren schönen Erlebnissen vor Ort:
    TAG 1

    Bei sonnigem, aber kaltem Wetter, sind wir gegen 11 Uhr in Tokio gelandet. Vom Flughafen Haneda aus sind wir mit drei Bussen zu unserem Hotel gefahren. Eine schöne und neue Entdeckung ist das Hotel Okura – eines der ältesten Hotels in Tokio! In der Lobby des Hotels wurden wir sehr herzlich von unseren Gastspielpartnern der Japan Performing Arts Foundation (NBS) empfangen und alles war – wie fast immer in Japan – sehr gut organisiert, sodass alle nach diesem langen und auch anstrengenden Flug sehr schnell auf ihre Zimmer konnten. Ich selbst habe nur kurz das Zimmer bezogen und bin dann sofort weiter zum Theater Bunka Kaikan gefahren. Unsere Technik-Crew ist einen Tag vor uns nach Japan geflogen und hat – gemeinsam mit der uns schon bekannten und hoch geschätzten japanischen Crew – die technische Einrichtung unseres ersten Balletts auf dieser Tournee, »Die Kameliendame«, vorgenommen.

    Es ist eine große Freude, viele liebe Freunde im Theater wiederzusehen. Die Bühne mit der Dekoration von Jürgen Rose sieht sehr schön aus. Viele der wunderbaren Kostüme, die in der »Kameliendame« getragen werden, wurden extra für diese Tournee neu gemacht und begeistert von John Neumeier aufgenommen – ein großes Lob geht an die Kostümabteilung des Hamburg Ballett! Mit der Bahn ging es dann zurück ins Hotel, nun habe ich Zeit meinen Koffer auszupacken. Sehr müde gehe auch ich ins Bett. Die erste Nacht ist, durch die Zeitverschiebung von 8 Stunden, sehr unruhig, aber das kenne ich schon!

    Alina Cojocaru und Alexandr Trusch in »Die Kameliendame« © Kiran West
    TAG 2

    Nach einem herrlichen Frühstück – westlich oder japanischer Art – fahren wir mit der U-Bahn und Bus ( in Tokio bewegt man sich am schnellsten mit der U-Bahn) in das Gebäude des Tokyo Ballet, welches uns großzügigerweise einen Ballettsaal für unsere Proben zur Verfügung gestellt hat (im Theater selbst wird heute das Licht eingerichtet). Den gesamten Tag über proben die beiden Besetzungen der »Kameliendame« mit John Neumeier und seinem Ballettmeisterteam.

    TAG 3

    Heute ist der erste Probentag im Theater. Zunächst findet eine Platzierungsprobe mit der B-Besetzung statt. Die Ersten Solisten Anna Laudere und Edvin Revazov tanzen die Hauptrollen. Das Bunka Kaikan hat eine sehr große Bühne. John Neumeier inspiriert dies sehr und er hat viele neue Dinge speziell für dieses Theater kreiert. Diese Bühne kennt er nur zu gut – bereits sieben Mal war das Hamburg Ballett hier zu Gast! Die Tänzerinnen und Tänzer und die technischen Mitarbeiter lieben diese kreative und konzentrierte Arbeit mit ihm sehr

    Am Nachmittag beginnt die erste Bühnenorchesterprobe. Jetzt probt die A-Besetzung mit Alina Cojocaru und Alexandr Trusch in den Hauptrollen gemeinsam mit dem Tokyio Philharmonic Orchestra. Unser Erster Solist Alexandr Trusch gibt hier in Tokio sein Rollendebüt als Armand! Den uns wohlvertrauten Dirigenten Markus Lehtinen und den Pianisten Michal Bialk haben wir mit nach Japan gebracht. Nach einem langen Probentag bleibt John Neumeier noch im Theater, um die bereits eingerichteten Lichtstimmungen anzuschauen.

    Edvin Revazov und Alexandre Riabko in »Die Kameliendame« © Kiran West
    TAG 4

    Heute Abend ist die erste Vorstellung der »Kameliendame«! Davor findet aber noch eine Durchlaufprobe für die B-Besetzung statt. Es wird viele Rollendebüts geben, u.a. von der Japanerin Madoka Sugai, die erstmals die Rolle der Prudence tanzen wird. Hier in Tokio ist das für sie natürlich etwas ganz Besonderes! Unsere ehemalige Tänzerin Yuka Oishi sendet uns zur Begrüßung einen japanischen Baumkuchen, der hier Liebesbaum genannt wird – eine von vielen wunderbaren Gesten der Japaner!

    Langsam steigert sich die Aufregung und dann ist es auch soweit: Es war eine unglaubliche Vorstellung vor ausverkauftem Haus (das Theater hat insgesamt 2300 Sitzplätze). Unter den Zuschauern befand sich der deutsche Botschafter Herr Dr. Hans Carl von Werthern und seine Frau. Am Ende der Vorstellung gab es minutenlangen Applaus und Standing Ovations für John Neumeier und das gesamte Ensemble! Alle sind sehr glücklich und zufrieden. An diesem Abend lerne ich Peter Sayn-Wittgenstein kennen, er ist der Vice President von deutschen Restaurants in Japan mit dem Namen »Schmatz Beer Dining« – vielleicht können wir unsere japanischen Freunde einmal dorthin einladen!

    Als Dämonen verkleidete Techniker © Kiran West
    TAG 5

    Die zweite Vorstellung beginnt heute schon um 14 Uhr und es tanzt die Besetzung mit Anna Laudere und Edvin Revazov. Viele weitere Rollendebüts sind zu erleben, darunter Ivan Urban als Monsieur Duval, Armands Vater. Auch die heutige Vorstellung ist ausverkauft. Es war eine sehr bewegende Vorstellung und die Zuschauer waren sehr begeistert. Hinterher gibt es für uns eine Überraschung: Heute, so erklärt man uns, feiert man das Fest »Setsubun«. Es bedeutet wörtlich »Trennung der Jahreszeiten« – nämlich die zwischen Winter und Frühling. Um den Winter und die bösen Dämonen zum Frühlingsbeginn zu vertreiben, werden Sojabohnen gestreut. Und so dürfen wir alle die Techniker, die sich als böse Geister Masken aufgesetzt haben, mit den Bohnen bewerfen – eine Freude für uns alle!

    Ein schöner Brauch: Das Hamburg Ballett vertreibt die bösen Geister © Kiran West

    Ulrike Schmidt