Kulturreise nach Neapel
Bella Italia! Ulrike Schmidt, Betriebsdirektorin des Hamburg Ballett und Stellvertreterin des Ballettintendanten John Neumeier, begleitet derzeit zusammen mit Reiseleiter Richard Eckstein eine von Studiosus veranstaltete Kulturreise für Abonnenten und Freunde der Hamburgischen Staatsoper. Für unseren Blog schickt sie sonnige Grüße aus dem schönen Italien und gewährt Einblicke in das spannende Reiseprogramm.
Buongiorno San Carlo!
Das Spannende an Neapel ist, dass es vom Altertum über Mittelalter bis hin zu Renaissance und Barock alle Zeitalter zu bewundern gibt. Die Dynastien in Neapel waren u.a. die Normannen, Stauffer und Anjous. Mit Alexander dem Sechsten erhielt Spanien die Vorherrschaft in Europa und bis zum Jahr 1707 wurde Neapel von Vizekönigen aus Spanien regiert. Danach kamen für 30 Jahre die Österreicher, 1734 folgte der bourbonische König Karl III., der u.a. das Teatro San Carlo erbauen ließ.
Über 700 Kirchen sind in Neapel zu finden. Der Dom geht auf Carl von Anjou zurück. Unsere Gruppe fand eine sehr schöne Basilika im Dom – also eine Kirche in einer Kirche! Die Neapolitaner sind immer noch sehr gläubig (und abergläubisch)!
Neapel ist mit unterirdischen Gängen, also Katakomben, ausgestattet, die Teile der Altstadt durchziehen. Die Stadt steht derzeit unter großem Wandel, das zeigt sich u.a. an der großen Bautätigkeit. Teile der Altstadt sind bereits erneuert worden, andere Teile noch nicht. In der Altstadt besichtigen wir u.a. die Spaccanapoli, die sogenannte Krippenstraße, in der viele Geschäfte mit handgefertigten Krippenfiguren zu finden sind.
Im Kloster Santa Chiara, das mit wunderschönen Majolika aus dem 18. Jahrhundert im Kreuzgang ausgestattet ist, beenden wir unseren Rundgang und essen eine neapolitanische Pizza – der Teig ist dicker und weicher als wir es aus Deutschland kennen, einfach köstlich!
Dann folgt die Besichtigung des wunderschönen Teatro San Carlo. Ein Logentheater mit 184 Logen, sechs Rängen und 1400 Plätzen. Es stammt aus dem Jahr 1737 und wurde von den Architekten Giovanni Antonio Medrano und Angelo Carasale konzipiert und errichtet. 1816 brannte das Opernhaus aus, wurde aber sehr schnell wieder aufgebaut. Ricardo Muti hat im letzten Jahr die Akustik geprüft und ganze drei Stunden lang einen Ton spielen lassen, den er von verschiedenen Plätzen im Zuschauerraum aus erkundet hat. Am Ende hat er gesagt, dass dieses Theater nicht nur das Schönste, sondern auch das mit der besten Akustik sei! Viele Komponisten haben hier gewirkt, u.a. Cimarosa, Scarlatti, Donizetti und Verdi. Das Teatro di San Carlo in Neapel ist das älteste Opernhaus der Welt und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Da ich gesehen habe, dass Alessandro De Marchi, ein Dirigent, der bei uns in Hamburg u.a. das »Weihnachtsoratorium« und die Ballett-Oper »Orphée et Eurydice« dirigiert hat, im Teatro San Carlo Rossinis Oper »Ermione« probt, hatten wir nachmittags die Gelegenheit in die Probe zu gehen. So trafen wir auch auf unsere Eurydice aus Baden-Baden Arianna Venditelli – die Welt ist klein!
Am Abend genießen wir in San Carlo den von dem Ballett wunderbar getanzten »Sommernachtstraum« in der Choreografie von Paul Chalmer. Wir sitzen sehr fürstlich in der Royal Box und da entdecke ich einen ehemaligen Schüler aus unserer Ballettschule: Nicola del Freo, der an diesem Abend als Gast den Oberon tanzte!
Ein Ausflug nach Caserta und dem Museum Capodimonete mit einer herrlichen Kunstsammlung sowie am letzten Tag eine Besichtigung des Herculaneum komplettierten eine unglaublich schöne Reise. Bereits auf dem Weg zum Flughafen sind wir dem Vesuv sehr nahegekommen und haben erfahren, dass die Gegend rund um den Ercolano früher eine sehr begehrte Wohngegend war. Der europäische Hochadel hatte sich hier in vielen Villen angesiedelt, zugleich war diese Gegend auch ein Weinanbaugebiet. Der bis zu 3000 Meter hohe Vesuv war früher einkegelig und ist 79 nach Christus ausgebrochen. Er hat das schlimme Erdbeben 1980 erlebt.
Die beeindruckende Ausgrabungsstätte Herculaneum beherbergt das erste griechische Theater, welches gegen Ende des 18. Jahrhunderts wiederentdeckt worden ist. Wir sehen wunderschöne Mosaiken, Atriumhäuser und Badetempel, Kantinen… es gab sogar einen Weinhandel und Graffiti!
Wir sind unserer exzellenten Reiseführerin Esther nicht nur für ihre Restaurant-Tipps, sondern auch für die Organisation sehr dankbar. Danken müssen wir auch unserem Reiseleiter Richard Eckstein für seine Ideen und die perfekte Reiseplanung. Das Wetter war unbeschreiblich schön und so verlängerten wir den Sommer um ganze 5 Tage!
Leider sind wir am Abend am Frankfurter Flughafen hängengeblieben, doch die tollen Mitreisenden haben es mit viel Humor genommen, auch dass wir erst am nächsten Morgen in Hamburg angekommen sind.
Napoli – wir kommen wieder!
Ulrike Schmidt