Cathy Marston über »Jane Eyre«
Am 3. Dezember bringt Cathy Marston mit »Jane Eyre« eines ihrer viel gelobten Literaturballette in Hamburg zur Premiere. In unserem Blog spricht die Choreografin und Intendatin des Balletts Zürich über die Idee zum Stück und die Einstudierung in Hamburg.
In seiner letzten Saison als Intendant des Hamburg Ballett hat John Neumeier Sie für die Winterpremiere nach Hamburg eingeladen. Wie kam es zu der Auswahl von »Jane Eyre«?
Cathy Marston: Wie in Hamburg üblich, hatte John ein abendfüllendes Ballett im Auge. »Jane Eyre« schien mir auf Anhieb passend.
Es ist ein Ballett, das mich noch immer reizt, an dem ich immer neues Potential für Veränderungen und Verbesserungen wahrnehme – in choreografischen Details und im Design. Ich bin sehr glücklich, dass auch Patrick Kinmonth nochmals auf dieses Werk zurückkommen wollte. Ein weiterer Pluspunkt: Die technischen Abteilungen des Hamburg Ballett bauen die Produktion noch einmal völlig neu auf – großartig!
Foto: Cathy Marston (c) Rick Guest & Olivia Pomp
Was hat Sie an Charlotte Brontës Roman »Jane Eyre« besonders interessiert?
»Jane Eyre« ist ein ikonischer britischer Roman. Ich nehme ein neu entfachtes Interesse an literarischen Klassikern wahr, vor allem an solchen von und über Frauen.
Auch wenn ich nie den Vorsatz hatte, bevorzugt weibliche Protagonisten zu erkunden, bin ich auf diesem Feld seit über 20 Jahren aktiv. Stets war ich auf der Suche nach Figuren, die mich ansprechen und denen ich in meiner Kunstform eine Stimme geben könnte. Jane Eyre ist sicher eine der Titelheldinnen, die in unserem heutigen Frauenbild nachhallen. Auch in meiner Ballettfassung, obwohl ich die Handlung in ihrer Entstehungszeit belassen habe.
Das Szenario von »Jane Eyre« haben Sie gemeinsam mit dem Designer Patrick Kinmonth ausgearbeitet. Wie darf man sich diesen grundlegenden Arbeitsschritt vorstellen?
Patricks kreative Arbeiten sind ausgesprochen vielseitig. Er ist Bühnenbild- und Kostümdesigner, aber auch ein gefragter Opernregisseur und Architekt. Sein weitreichender Erfahrungshorizont bewog mich dazu, das Szenario gemeinsam mit ihm zu entwickeln. Er lebt in einem sehr alten Haus in Südengland – nicht ganz mit Thornfield Hall vergleichbar, aber immer noch beeindruckend und sehr passend für »Jane Eyre«. In den Tagen, die wir dort zusammengearbeitet haben, war es uns wichtig, den Handlungsverlauf möglichst flexibel zu konzipieren. Parallel machte Patrick erste Skizzen des Bühnenbilds – eine in sich bewegliche Welt.
Jörn Rieckhoff