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  • 4 Fragen an vier »Puck«

    4 Fragen an vier »Puck«

    John Neumeiers Ballett »Ein Sommernachtstraum« erlebte seine Uraufführung vor über 44 Jahren und ist bis heute ein beliebter Klassiker im Repertoire des Hamburg Ballett. In all der Zeit haben unterschiedliche Tänzergenerationen das Ballett getanzt. Eine der zentralsten Figuren des Stücks ist der schelmische Elf »Puck«, der mit einer Zauberrose alles gehörig durcheinander bringt. Wir haben vier verschiedene Tänzer des »Puck« über die Rolle, deren Verständnis und Erlebnisse mit dem Fabelwesen gefragt.

    Kevin Haigen: Im Jahr 1977 kam das Ballett »Ein Sommernachtstraum« zur Uraufführung. Sie waren damals als Tänzer maßgeblich an der Produktion beteiligt und haben zusammen mit John Neumeier die Rolle des schelmischen Elfen »Puck« kreiert. Können Sie von dieser Kreation erzählen? Was ist aus Ihrer Sicht die Essenz der Rolle?

    Kevin Haigen: Es war eine meiner ersten Kreationen mit John und sie war sehr interessant! Ich denke an Puck als Robin Goodfellow. Für mich repräsentiert er das Licht. Und was ist Licht? Licht ist Güte, Reinheit und Liebe. Für mich geht es darum, rein, wahrhaftig und nicht berechnend zu sein. Ich weiß, dass viele Pucks in der Kunst und in Theaterstücken von vielen Schauspielern auf eine diabolische Art gespielt werden, aber ich glaube nicht, dass Puck ein Faun ist! Er ist eine Fee! Und was er tut, das tut er alles aus Unschuld. Es ist sehr wichtig, dass der Tänzer das Bewegungsvokabular von Puck als das einer Fee interpretiert: er ist kein Clown! Außerdem muss man sehr darauf achten, dass es nie langweilig, nie »programmiert« aussieht. Dass es für den Moment ist, im Moment ist, aber auch innerhalb des Stücks. Puck tanzt nicht für das Publikum, sondern mit dem Publikum.

    Kevin Haigen in der Rolle des »Puck« im Jahr 1977 © Gert von Bassewitz

    Lloyd Riggins: Sie haben über viele Jahre hinweg den »Puck« in »Ein Sommernachtstraum« getanzt und ihn damals selbst mit »dem allerersten Puck« Kevin Haigen einstudiert. Nun bringen Sie als Ballettmeister selber neuen Tänzergenerationen des Hamburg Ballett diese Rolle bei. Wie gehen Sie die Vermittlung der Rolle an und was ist wichtig dabei?

    Lloyd Riggins: Wir haben beim Hamburg Ballett das große Glück, dass der ursprüngliche Schöpfer der Rolle noch mit uns zusammenarbeitet. Normalerweise fange ich bei einem neuen Puck damit an, das erste Solo in der Feenwelt zu unterrichten und bitte dann so schnell wie möglich Kevin Haigen zu kommen und den Tänzer zu coachen. Es gibt wirklich keinen Ersatz für diese Erfahrung, dass das »Original« das gesamte Konzept einer Rolle an die nächste Generation weitergibt. Der Tänzer erfährt, wo jede Bewegung beginnt und was Johns Absicht war und ist. Und auch, wie die Rolle in das größere Schema des Stücks als Ganzes passt. Ich habe viele Jahre lang Puck getanzt, und nach jeder Aufführung war Kevin mit einer neuen Korrektur oder Anregung, mit Nuancen und Schattierungen zur Klärung und Vertiefung meiner Interpretation zur Stelle. Die Arbeit ist nie zu Ende – und das ist unsere Wahrheit: Die Reise ist alles! Mit Kevin (und natürlich mit John) versuche ich weiterhin, alles über die Rolle und das ganze Ballett zu lernen, was ich kann. Als Ballettmeister sorge ich dafür, dass eine neue Inszenierung kreativ bleibt. Unser Ziel ist es nicht, zu wiederholen, was war, sondern die Essenz und den Geist des Balletts mit den Tänzern von heute NEU zu erschaffen. Mit den Kenntnissen und mit großem Respekt vor dem, woher wir kommen, schaffen wir ein tiefes Fundament, aus dem das Stück neu geboren wird – im Jetzt. Man sagt, »nur wenn wir unsere Wurzeln kennen, können wir wirklich weiter wachsen«.

    Alexandr Trusch versteckt sich als »Puck« bei den Filmaufzeichnungen vor den Handwerkern © Kiran West

    Alexandr Trusch: Sie tanzen nun seit einigen Jahren sehr erfolgreich die Rolle des »Puck« und sind sogar in dem 2021 entstandenen Ballettfilm und dementsprechend auch auf der DVD/Blu-Ray zu sehen. Was genau mögen Sie besonders an dieser Rolle? Mit welchen Aspekten identifizieren Sie sich?

    Meiner Meinung nach erfordert jede Rolle eine gewisse Selbstidentifikation. Das Tolle an Puck ist, dass man auf der Bühne »richtig die Sau rauslassen kann«. Sie ist voll von kleinen (manchmal auch geheimen) Witzen, sei es auf der technischen oder auch theatralischen Ebene. Die Rolle erfordert viel Kreativität und ein Vermögen, sich den Tänzern und ihren Reaktionen anzupassen. Da ich das Stück in all der Zeit glücklicherweise mit so vielen tollen Besetzungen getanzt habe, konnte ich mir eine gewisse Flexibilität als Tänzer aneignen. Dafür bin ich sehr dankbar. 

    Atte Kilpinen bei seinem Puck-Debüt mit der Zauberrose © Kiran West

    Atte Kilpinen: Sie debütieren beim Gastspiel in Baden-Baden in der Rolle des »Puck« und treten dabei in die Fußstapfen von großen Tänzern wie Kevin Haigen oder Lloyd Riggins. Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet und wie fühlt es sich an, diese zu tanzen?

    Ich erinnere mich noch sehr gut an meine erste Probe. Lloyd Riggins begann mir die Schritte des Puck beizubringen und ziemlich schnell kam auch Kevin Haigen dazu und gab mir verschiedene Ideen und Impulse. Später kam dann sogar noch John Neumeier zu der Probe, sodass alle drei dabei waren. Ich hatte also einen tollen Start in meine Puck-Reise und es ist sehr wertvoll, gleich am Anfang schon so viele Perspektiven zu bekommen. Es ist schön, dass es so großartige Tänzer wie Lloyd, Sasha und Kevin gibt, die den Puck schon getanzt haben und von denen ich so viele Informationen bekommen kann. Diese Informationen versuche ich zu nutzen und sie mir zu eigen zu machen. Meine Art der Herangehensweise für Puck ist, nicht zu viel zu planen. Natürlich sind die Schritte und alles choreografiert, aber es muss immer authentisch sein. Deshalb gehe ich hin und fühle, wie für mich und für Puck alles neu ist. Darauf freue ich mich schon!

  • »Wir sind da, um den Tanz zu unterstützen – und im Zusammenspiel die Kunstformen zu verbinden.«

    »Wir sind da, um den Tanz zu unterstützen – und im Zusammenspiel die Kunstformen zu verbinden.«

    In diesem Jahr ist das Bundejugendballett zum ersten Mal Teil der jährlichen Herbstresidenz des Hamburg Ballett in Baden-Baden. Auf der Akademiebühne feiert die junge Compagnie die Premiere des neuen Stücks »John’s-BJB-Bach«, das Ausschnitte aus John Neumeiers Balletten »Matthäus-Passion«, »Magnificat«, »Bach Suite 2« und »Bach Suite 3« enthält. Wir haben mit Marshall McDaniel, dem Musikalischen Leiter des Bundesjugendballett, über seine Arbeit und die musikalische Seite des Bundesjugendballett gesprochen.

    Die Musik von Johann Sebastian Bach sind zumeist große orchestrale Werke für große Besetzungen und Chöre. Deshalb hast du für die Premiere von »John’s-BJB-Bach« in Baden-Baden die Musikstücke für die Bedürfnisse des Bundesjugendballett »arrangiert«. Vielleicht erklärst du einmal, was genau das bedeutet und wie du dabei vorgehst?

    Marshall McDaniel: Arrangieren bedeutet die Musik umzuschreiben für die Instrumente, die wir für die Inszenierung des jeweiligen Stücks brauchen. Beim Bundesjugendballett bedeutet das meistens ein Streichquartett plus Klavier plus Flöte und Klarinette. Für die Inszenierung von »John’s-BJB-Bach« musste ich deshalb die Stimme der Klarinette hinzuerfinden. Denn zu Lebzeiten von Johann Sebastian Bach gab es ja noch keine Klarinetten. Da musste ich dieses Instrument irgendwie reinschieben. Ansonsten muss man aber auch sagen, dass manche Stücke funktionieren, ohne etwas zu arrangieren. Im Grunde genommen ist Bachs Musik sehr universell. Es ist möglich, seine Musik ganz unterschiedlich zu spielen: ob mit Synthesizer oder nur mit zwei Musikern – es klingt immer noch nach Bach. Von daher ist es nicht so schlimm, wenn man seine Musik reduziert oder expandiert.

    Marshall McDaniel studierte Cello und Englische Literatur an der California State University © Silvano Ballone

    Worauf muss man insbesondere achten, wenn man Musik für Tanz arrangiert?

    Ja, das ist eine gute Frage. Also meistens geht es vor allem darum, die Musiker für den Tanz zu sensibilisieren. Die Meisten wollen immer direkt loslegen und losspielen und verstehen anfangs nicht die Symbiose aus Musik und Tanz und was das wirklich bedeutet. Denn wenn wir proben und der Tanz dazukommt, dann ist das wie eine neue Stimme in der Partitur beziehungsweise meistens sogar mehrere zusätzliche Stimmen. Am Anfang fällt es den Musikern oft schwer, diese andere Stimme zu lesen. Die steht ja auch nirgends aufgeschrieben und ist einfach dazugekommen. Von daher muss man wirklich aufpassen, dass man nicht zu schnell oder zu langsam spielt. Die Bewegungen der Tänzer hängen ja davon ab, was und wie wir spielen. Wenn wir nicht »tanzgerecht« spielen, gehen die Bewegungen manchmal nicht mehr oder sind nicht so wie gedacht. Wir sind letztendlich da, um den Tanz zu unterstützen – und im Zusammenspiel die Kunstformen zu verbinden.

    Musik und Tanz sind beim Bundesjugendballett gleichberechtigte Künste. Oft sind die Musiker*innen Teil der Inszenierung © Kiran West

    Ist das denn eine Herausforderung für die Musiker*innen, sich in meist kurz bemessener Probenzeit auf den Tanz einzulassen?

    Also die Arbeit beim und mit dem Bundesjugendballett ist sowieso ganz anders, als es viele gewohnt sind (lacht). Nicht nur, dass die Musiker bei uns oft selber ein aktiver Teil auf der Bühne sind und zum Beispiel über die Bühne laufen, während sie spielen, auch die Proben sind ganz anders. Denn selbst wenn ich es schaffe vor den Proben fertige Partituren zu schreiben, wird dann meistens eh alles komplett anders oder geändert, wenn wir erstmal in den Proben sind. Kevin Haigen hat eine tolle Empfindung für Musik und gibt häufig Impulse, was passt und was nicht passt. Deshalb muss ich auch oft Dinge mündlich erklären oder selber kurz vorspielen. Andere Musiker würden sich wahrscheinlich erschrecken, wenn sie mit uns proben würden. Aber wir suchen gezielt Musiker, die Lust auf diese freie Arbeitsweise haben und da gerne mitmachen: Gerne improvisieren und sich ausprobieren. Und zum Glück finden wir auch immer tolle Musiker, die das schnell verstehen!

    Würdest du das als eine besondere Stärke des Bundesjugendballett bezeichnen, dass es auch in Bezug auf die Musik so kreativ arbeitet und so viel mit den verschiedenen Kunstformen experimentiert?

    Auf jeden Fall! Das ist wirklich etwas ganz Besonderes. Mir hat das beim Musikstudium auch sehr gefehlt: Diese Art der Improvisation, des Miteinanders und etwas zu spielen, was nicht in den Noten steht. Meiner Meinung nach sollte man sowieso immer so spielen, als würde man die Musik gerade im Moment neu erfinden. Auch wenn man die Noten vor sich hat. Das stärkt das kreative, improvisierte Spiel. Und das ist eben ein großer Vorteil beim Bundesjugendballett.

    Improvisation und Flexibilität werden beim Bundejugendballett großgeschrieben. Die Noten werden häufig auch handschriftlich ergänzt. © Silvano Ballone

    Würdest du sagen, dass du bzw. auch das Bundesjugendballett besonderen Wert darauf legt mit Nachwuchs-Musiker*innen zusammenzuarbeiten? Liegt das an dieser Spiel- und Experimentierfreude?

    Ich glaube, dass das in dieser Art nur mit jungen Leuten geht (lacht). Nein, wahrscheinlich geht es auch mit anderen Musikern. Aber viele erfahrenere Musiker, die schon länger in dem Beruf arbeiten, haben ihre eigene Routine und sind darin vielleicht ein bisschen festgefahren. Die wollen dann gerne alles vorbereitet haben und sind schnell genervt, wenn in den Proben nicht alles vorgeplant ist. Aber bei Tanz und Theater, zumindest so wie wir es machen, geht das leider nicht immer. Ich persönlich finde das auch besser so. Dass man bei jeder Show etwas Neues kreiert und weiterentwickelt. Selbst noch nach unseren Auftritten verändern wir, also Kevin Haigen oder ich, einzelne Stellen. Mal ein anderer Akkord, mal wird eine Stelle etwas länger oder kürzer. Ich glaube, dass das wirklich nur mit jungen, kreativen und flexiblen Leuten geht.

    Als Musikalischer Leiter des Bundesjugendballett arrangierst du nicht nur die Stücke und bist für die Einstudierung der Musik und die Leitung der Musiker*innen zuständig, du spielst außerdem selber auf der Bühne Cello. Ist das eine zusätzliche Doppelbelastung oder gefällt es dir, selbst Teil der Inszenierung zu sein?

    Also allen voran liebe ich es, Musik zu machen. Deshalb macht es mir auch wahnsinnig Spaß selber mitzuspielen. Aber natürlich hat die Medaille auch immer zwei Seiten. Denn wenn ich selber mitspiele, fehlt mir manchmal auch der Blick von außen beziehungsweise die Ohren. Ich muss mich ja dann selber auf meine Finger und meine Stimme konzentrieren und kann schwieriger beurteilen, ob alles klappt oder zusammenpasst. Aber trotzdem gefällt es mir besser mitzumusizieren.

    Friederike Adolph

  • Xue Lin ist La Barbarina

    Xue Lin ist La Barbarina

    In der Sonntags-Vorstellung von »Tod in Venedig« im Festspielhaus Baden-Baden verkörperte die Solistin Xue Lin erstmals die Rolle »La Barbarina«. In einem Interview erklärt Xue, wie sie sich auf ihr Debüt vorbereitet hat und auf welche historische Person »La Barbarina« verweist.

    Am 3. Oktober hast du hier in Baden-Baden zum ersten Mal die Rolle der La Barbarina in »Tod in Venedig« getanzt. Was kannst du aus den Proben mit John Neumeier berichten? Gab es für dich die Gelegenheit mit Hélène Bouchet, für die die Rolle der »La Barbarina« ursprünglich kreiert worden ist, zu arbeiten?

    Xue Lin: Ja, als wir im letzten Jahr mit den Proben zur Wiederaufnahme von »Tod in Venedig« begannen, arbeiteten wir viel mit John Neumeier zusammen. Dadurch konnte ich mehr darüber erfahren, wie er sich diese Rolle in seinem Ballett vorgestellt hat und wie ich sie darstellen kann. Danach arbeitete ich auch viel mit den Ballettmeistern Lloyd Riggins und Leslie McBeth zusammen. Um mich noch besser mit einem anderen Tanzstil vertraut zu machen, der zur Rolle der »La Barbarina« gehört.

    Hélène hat mir sehr bei allen Schritten geholfen und mir gesagt, wie ich mich immer weiter verbessern kann. Ich bin wirklich dankbar, dass sie mir bei der Einstudierung der Rolle geholfen hat und ich so viel von ihr lernen konnte!

    Xue Lin mit Edvin Revazov und Ensemble in »Tod in Venedig« © Kiran West

    In Thomas Manns Novelle kommt die Figur »La Barbarina« nicht vor, John Neumeier hat sich vielmehr von einer historischen Person inspirieren lassen. Kannst du uns etwas zum historischen Ursprung der »Barbarina« sagen? Wer war sie?

    Sie war eine berühmte italienische Ballerina, eine der bedeutendsten Balletttänzerinnen des 18. Jahrhunderts. Sie wurde nicht nur als Tänzerin, sondern auch als Schauspielerin bekannt. Wegen ihrer tadellosen Ausführung der Entrechats nannte man sie »La Barbarina« oder »Die fliegende Göttin«.

    Xue, du bist seit 2011 Tänzerin beim Hamburg Ballett, seit 2016 Solistin, und hast schon viele Gastspiele des Hamburg Ballett nach Baden-Baden mitgemacht. Was gefällt dir besonders an Baden-Baden? 

    Das Erstaunlichste für mich in Baden-Baden ist die Natur, es gibt überall schöne Parkanlagen, Gärten und Blumen. Die Natur macht mich glücklich. Ich habe einmal den Nationalpark Schwarzwald besucht – dort kann man die wilde Schönheit des Waldes und die Magie der unberührten Natur erleben. Einfach schön!

    Vielen Dank für das Interview, liebe Xue, und Toi, toi, toi!

    Nathalia Schmidt

  • Alessandra Ferri in »L´Heure Exquise«

    Alessandra Ferri in »L´Heure Exquise«

    In unserer Reihe »Das Hamburg Ballett in Zahlen« veröffentlichen wir regelmäßig interessante Zahlen und Fakten rund um das Hamburg Ballett. Was verbirgt sich wohl hinter der heutigen Zahl?

    Während unseres Gastspiels in Baden-Baden gibt es ein Wiedersehen mit zwei in Hamburg bestens bekannten Tänzerinnen und Tänzern: Star-Ballerina Alessandra Ferri, für die John Neumeier die Rolle der Eleonora Duse in seinem Ballett »Duse« kreiert hat, sowie Carsten Jung, ehemaliger Erster Solist des Hamburg Ballett. Beide sind in Baden-Baden zu Gast und präsentieren heute Maurice Béjarts Ballett »L´Heure Exquise« im Theater Baden-Baden.

    Maurice Béjarts Ballett basiert auf dem Theaterstück »Glückliche Tage« von Samuel Beckett. Bei Beckett ist die Protagonistin zu Beginn bis zur Hüfte eingegraben. Bei Béjart ist die Protagonistin eine betagte Ballerina, die sich, in einen Berg ausgebleichter Spitzenschuhe gehüllt, an ihre großen Zeiten erinnert. Alessandra Ferri verkörpert diese Tänzerin, die unter über 2000 Spitzenschuhen begraben liegt.

    Foto: Alessandra Ferri in »L´Heure Exquise«.
    Copyright © Silvia Lelli.

    Fun Fact: Die Spitzenschuhe wurden vom La Scala Ballett, dem English National Ballet, dem Royal Ballet London und dem Hamburg Ballett gesammelt.

    Nathalia Schmidt

  • »The World of John Neumeier«-Festival: Eine Ballett-Werkstatt gibt den Auftakt

    »The World of John Neumeier«-Festival: Eine Ballett-Werkstatt gibt den Auftakt

    Das Hamburg Ballett gastiert vom 1. bis zum 10.10. in Baden-Baden. Den Auftakt machte gestern Abend eine von John Neumeier moderierte Ballett-Werkstatt, die nicht nur spannende Einblicke in die Produktionen gab, die während des diesjährigen Gastspiels im Festspielhaus gezeigt werden, sondern auch das Geheimnis eines neuen Festivals lüftete.
    © Kiran West

    Eine halbe Stunde vor dem Beginn des Ballett-Werkstatt konnte das Publikum die Compagnie bei einem öffentlichen Training auf der Bühne erleben.

    © Kiran West

    Punkt 20 Uhr betritt John Neumeier die Bühne und begrüßt das zahlreich erschienene Publikum. Seit 23 Jahren kommt er mit seiner Compagnie ins Festspielhaus. Gleich zu Anfang dann ein Paukenschlag: John Neumeier verrät, dass sich Baden-Baden ab Herbst 2022 in eine Tanzstadt verwandelt. Ein neues Festival mit dem Namen »The World of John Neumeier« soll Tanzfans aus aller Welt in den Schwarzwald locken.

    © Kiran West

    »Ich hatte nie Ambitionen, ein Impresario wie Serge Diaghilew zu sein. Dennoch finde ich es interessant, ein Festival in Baden-Baden zu kreieren, weil die Stadt einen besonderen Platz in meiner künstlerischen Entwicklung einnimmt«, so John Neumeier.

    © Kiran West

    Nach der Begrüßung durch John Neumeier folgte der erste Tanzausschnitt: Die international gefeierte italienische Ballerina Alessandra Ferri, die mit 50 Jahren in Comeback als Tänzerin feierte und seitdem ausgewählte, ihrem Alter entsprechende Rollen verkörpert, präsentiert auf Einladung von John Neumeier das Kammerballett »L´Heure Exquise« von Maurice Béjart im Theater Baden-Baden (zwei Vorstellungen am 2.10.). Ihr Partner ist Carsten Jung, ehemaliger Erster Solist des Hamburg Ballett und auch in Baden-Baden bestens bekannt. Viele im Publikum nicken zustimmend, als sein Name fällt.

    © Kiran West

    Ein Highlight folgt dem anderen: Eine »Gala-Werkstatt«, so nennt John Neumeier das heutige Programm. Schülerinnen und Schüler der Ballettschule des Hamburg Ballett sind am 4.10. im Museum Frieder Burda auf dem »Absprung« in die Ballettwelt. Sie zeigen teilweise preisgekrönte Choreografien in einem besonderen Ambiente. In einer spontanen Improvisation zur Musik von Queen reißen sie das Publikum fast von den Sitzen.

    Aus einer spontanen Improvisation entsteht im besten Fall eine Choreografie. Dieser Herausforderung stellten sich im »Corona-Jahr« Tänzerinnen und Tänzer der Ballettschule. Das Solo vom Ballettschüler Samuel Winkler, »Suppress«, gewann sogar den Preis für die beste Choreografie beim Young Creation Award 2021 des internationalen Tanzwettbewerbs Prix de Lausanne (siehe Foto).

    © Kiran West

    Das Bundesjugendballett, vor genau 10 Jahren von John Neumeier gegründet, ist ein Herzensprojekt von John Neumeier. Am 7. und 8. Oktober zeigen sie ihr Können auf der Akademie-Bühne im Stadtteil Cité. »John´s BJB-Bach«, eine Zusammenstellung von Ausschnitten aus ausgewählten Bach-Choreografien von John Neumeier. In der Ballett-Werkstatt tanzten sie »Opus 67« von Raymond Hilbert, denn auch dafür steht die Jugendcompagnie: Ballette von jungen Choreografinnen und Choreografen einzustudieren oder gar selbst Werke zu kreieren.

    © Kiran West

    In der Ballett-Werkstatt durften natürlich auch nicht Ausschnitte aus den beiden John Neumeier-Balletten fehlen, die in der zweiwöchigen Residenz des Hamburg Ballett im Festspielhaus Baden-Baden gezeigt werden. Anhand einzelner Szenen, zum Beispiel aus dem Beginn seines Balletts »Tod in Venedig«, erklärte John Neumeier dem Publikum, wie er mit einer literarischen Vorlage umgeht und sie in ein Ballett übersetzt. Bei Thomas Mann ist Gustav von Aschenbach ein viel geehrter Schriftsteller. John Neumeier macht in seinem Ballett aus dem Schriftsteller einen Choreografen. Im Buch und im Ballett ist Aschenbach ein kreativer Künstler, der in eine Schaffenskrise gerät.

    © Pressestelle

    John Neumeiers »Tod in Venedig« ist in großen Teilen in Baden-Baden entstanden. Noch vor der offiziellen Uraufführung in Hamburg, gab es hier im Festspielhaus eine Vor-Premiere. Im November 2003 gab es eine thematisch passende Ballett-Werkstatt dazu. Eine Schulklasse wurde zu dieser Werkstatt eingeladen und hat ihre Eindrücke in kurzen Essays aufgeschrieben. Charlaine aus der Klasse 4c war begeistert vom Tanz im Allgemeinen. »Es war auch sehr faszinierend, wie sie immer auf einem Bein und auch noch auf Zehenspitzen stehen konnten. Am liebsten tät ich jeden Tag dort hingehen«. Eine passende Zeichnung schickte sie Herrn Neumeier dazu.

    © Kiran West

    Als nächste Beispielszene aus seinem Ballett »Tod in Venedig« wählt John Neumeier die der beiden Wanderer aus. Diese fast irreal anmutenden Figuren tauchen im gesamten Stück immer wieder auf, in unterschiedlichen Kostümierungen, aber ihre Wirkung auf Aschenbach ist immer wieder die gleiche: Sie scheinen eine Art Todesboten zu sein, die Aschenbach in eine bestimmte Richtung lenken und sein Schicksal bestimmen.

    © Kiran West

    Das Publikum bekam auch einen Einblick von der zweiten Besetzung, die am Sonntagabend in »Tod in Venedig« tanzen wird. David Rodriguez debütiert am Sonntag in der Rolle des Tadzio. An seiner Seite tanzt Edvin Revazov als Gustav von Aschenbach. Bei der Kreation von John Neumeiers Ballett in 2003 war Edvin Revazov als Tadzio zu sehen.

    © Pressestelle

    David aus der damaligen Klasse 4 (im November 2003) spricht über die erste Begegnung zwischen Tadzio und Aschenbach in Venedig: »Als Tadzio mit seiner Hand langsam wie in Zeitlupe liebevoll Aschenbach heraufzog, spürte ich ein gleiches Gefühl wie Aschenbach. Sehnsucht!«

    © Kiran West

    Nach zwei Stunden reinem Tanzvergnügen und einer charmanten Moderation durch John Neumeier gab es rasenden Beifall und Bravo-Rufe für die Tänzerinnen und Tänzer und John Neumeier sowie Standing Ovations.

    © Kiran West

    In Worten des Schülers Alessio, der 2003 eine Ballett-Werkstatt zum »Tod in Venedig« mit seiner Schulklasse besucht hat: »Ich muss Ihnen was sagen, Herr Neumeier: Sie sind ein prima Choreograph! Ich hoffe ich sehe Ihre Kunstwerke mal wieder«.

    Nathalia Schmidt

  • Roland Geyer – Opernintendant mit künstlerischem Weitblick

    Roland Geyer – Opernintendant mit künstlerischem Weitblick

    Prof. Roland Geyer ist einer der profiliertesten Intendanten und Musikmanager Österreichs, der ab 2006 das Theater an der Wien als innovatives Stagione-Opernhaus international neu positionierte. Mit John Neumeier verbindet ihn eine 18-jährige Zusammenarbeit. Zum Saisonauftakt präsentiert er mit »Beethoven-Projekt II« das zehnte Gastspiel des Hamburg Ballett an seinem Haus innerhalb von 15 Jahren. Am Rande der Proben nahm er sich Zeit für ein ausführliches Gespräch mit unserem Kommunikationsdirektor Jörn Rieckhoff.

    John Neumeier hat ganz wenige Uraufführungen mit seiner Compagnie außerhalb Hamburgs realisiert. Wie haben Sie ihn im Vorfeld überzeugt, dass das Theater an der Wien für »Weihnachtsoratorium I-III« der richtige Ort wäre?

    Roland Geyer: Bevor das Theater an der Wien 2006 eröffnet wurde, habe ich seit 1997 als Musikintendant der Stadt Wien zwei Festivals geleitet: das Sommerfestival »Klangbogen Wien« sowie das Festival »Osterklang«, einen Gegenpol zu den Salzburger Osterfestspielen unter Beteiligung der Wiener Philharmoniker. Bereits bei diesem Festival, das sich der Kontemplation in einem großen künstlerischen Spektrum verpflichtet fühlte, gab es zwei gemeinsame Produktionen mit John Neumeier. Mit zwei oder drei Jahre Vorlauf habe ich mich damals um »Messias« für den Osterklang 2003 bemüht. Ich fand: Dieses wunderbare Werk der Besinnung, das auch außerhalb des sakralen Ansatzes weitreichende Fragen aufwirft, – das wäre ein regelrechter Hit in meinem Festival.

    Ich kann mich noch genau an die Schräge erinnern, auf der Lloyd Riggins als Hauptfigur tanzte. Johns Choreografien sind für mich Interpretationen, die im Zuschauer etwas erwecken: ein Darüber-hinaus-Denken, sodass man etwas mitnimmt, aus dem man immer wieder schöpfen kann – und das im Idealfall seinem Leben eine Bereicherung gibt.

    Jörn Rieckhoff im Gespräch mit Roland Geyer © Kiran West

    Johns vierte Produktion, die ich eingeladen hatte, war eine Uraufführung für das Theater an der Wien: »Weihnachtsoratorium I-III«. Das war für uns der Durchbruch, zusammen mit einer Opernproduktion kurz darauf mit Nikolaus Harnoncourt. Da ist der Musiktheaterwelt, zumindest Europas, plötzlich bewusst geworden: Im Theater an der Wien ist mehr los als gedacht, da muss man genauer hinschauen.

    Man spürt die Empathie, die Sie John Neumeiers Werken entgegenbringen. Sicher sind der Raum und die Zeit, die Sie ihm geben, seine Werke mit Live-Musik speziell für die Bühne im Theater an der Wien einzurichten, ein wichtiger Grund, warum er immer wieder gerne Ihre Einladungen angenommen hat.

    Dazu kommt natürlich das historische Haus mit seiner besonderen Akustik und seiner wunderbaren Intimität. Auf den meistern Plätzen hat man das Gefühl, man könnte der Sängerin oder dem Tänzer die Hand auf die Schulter legen. Gerade für das »Beethoven-Projekt II« ist die Historie gewaltig. »Christus am Ölberge« ist 1803 hier im Haus uraufgeführt worden. Die zwei Sonaten sind in der Zeit entstanden, als Beethoven hier intensiv gearbeitet hat.

    Daneben habe ich mit John über die Jahre eine Gesprächsfreundschaft aufbauen dürfen. Dafür bin ich sehr dankbar, denn John ist ein Mensch, der nicht sofort jeden umarmt. Gerade heute hatten wir zwei Stunden zusammen, in denen es nur wenige Minuten um das aktuelle Projekt ging. Uns beschäftigt: Was bedeutet die Existenz als Mensch, auch angesichts der menschenunwürdigen Flüchtlingssituation, die gerade in Afghanistan aufgebrochen ist? Wir tauschen uns aus, und sehen keine Trennung zwischen künstlerischen Fragen und der Welt um uns herum. Ich genieße solche Gespräche!

    Prof. Roland Geyer, Intendant des Theater an der Wien © Kiran West

    Trotz der großen internationalen Erfolge des Hamburg Ballett empfinde ich im Theater an der Wien jedes Mal eine besonders tiefe Resonanz. Wie erklären Sie die besondere Wertschätzung, die John Neumeier von Ihrem Publikum erfährt?

    Ich habe wohl eine gute Hand dafür, mit sensiblen, hochkreativen Menschen eine Gesprächsebene aufzubauen, sodass sie mir vertrauen. Ich sehe mich als Begleiter der Künstler und vermittle ihnen, dass ich mich mit aller Kraft dafür einsetze, aus dem gemeinsamen Projekt das Beste zu machen. Diese künstlerische Vertrauensbasis spürt auch das Publikum bei den Aufführungen, wofür das Theater an der Wien inzwischen bekannt ist.

    John hat im Gegenzug in 18 Jahren eine große Vielfalt an »Bewegungswelten« mitgebracht: Denken Sie sich den »Messias« neben »Orpheus« oder »Die Kameliendame« neben dem »Weihnachtsoratorium«. In seiner Art, an die Themen heranzugehen, war immer ersichtlich: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Egal, ob es dann klassischer oder moderner, leichter verständlich oder den Intellekt stärker herausfordernd choreografiert war.

    Roland Geyer spricht mit Jörn Rieckhoff über die Verbindungen zwischen Wien und Hamburg und die Vorbereitungen auf das aktuelle Gastspiel © Kiran West

    Was hat Sie bei der Vorbereitung für das aktuelle Gastspiel beschäftigt?

    Es war eine wichtige Frage in den Vorgesprächen zu »Beethoven-Projekt II«, dass John in Hamburg das Orchester hinter den Tänzern platziert hatte. Die Akustik in unserem kleineren Theater hätte eine massive Verstärkung erforderlich gemacht. Weil John unser Haus gut kennt, hat er sofort verstanden, dass das Orchester im Graben spielen muss, um das Erlebnis im Zuschauerraum lebendig zu halten.

    Bei der Platzierungsprobe ist mir aufgefallen, dass er einiges für unser Haus adaptiert hat. Man kann schon sagen, dass wir eine Wiener Fassung zu sehen bekommen. Ich habe mich früh dafür eingesetzt, dass der Flügel nicht in der ersten Gasse, sondern an der Seite auf dem überbauten Orchestergraben steht. Diese Plattform gab es auch im »Weihnachtsoratorium«, und auch in »Beethoven-Projekt II« ist es eine wunderbare Brücke in den Zuschauerraum.

    Abgesehen davon sehe ich den Applaus des Live-Publikums als größte Anerkennung, die die Künstler für ihre Leistung erhalten. Insofern freut es mich ungemein, dass die hohe künstlerische Qualität von John Neumeiers Produktion mit den Tänzerinnen und Tänzern des Hamburg Ballett dieses Wochenende mit zwei vollen Sälen gewürdigt wird.

    Jörn Rieckhoff

  • Rund um den Ü-Wagen –  wie der SWR John Neumeiers »Ghost Light« aufzeichnet

    Rund um den Ü-Wagen – wie der SWR John Neumeiers »Ghost Light« aufzeichnet

    Auf dem Parkplatz hinter dem Festspielhaus Baden-Baden hat der SWR eine regelrechte Siedlung eingerichtet. Neben dem großen Ü-Wagen sind mehrere Container aufgebaut. Die Türen stehen meist offen. Wer vorbeikommt, wird freundlich gegrüßt. In diesem Setting entsteht die hochkarätige Aufzeichnung von John Neumeiers jüngstem Ballett »Ghost Light«. Das Hamburg Ballett ist für vier Aufführungen und eine Ballett-Werkstatt zum traditionellen Herbstgastspiel angereist. Auch wenn Abstandsgebot und Hygienekonzept eine weitgehende Trennung von künstlerischer Produktion und Aufzeichnung vorsehen, waren Fernsehredakteur Harald Letfuß und Produktionsleiter Heinz-Jürgen Hilgemann gerne bereit, einen Einblick in ihre Arbeit beim SWR zu geben.

    Das Festspielhaus-Publikum feierte die Premiere von »Ghost Light« mit Standing Ovations. Wie ist die Stimmung rund um den Ü-Wagen?

    Heinz-Jürgen Hilgemann: Großartig! Immer wieder kommen Kollegen vom Ballett vorbei und sagen: „Es ist so toll mit Euch!“ Wir freuen uns, wieder ein John Neumeier-Ballett in die Welt zu bringen. In einer Zeit, in der nur 500 Zuschauer im Festspielhaus sein dürfen, kommen wenigstens durch den weltweiten Livestream viele Menschen in den Genuss dieser Aufführung.

    Harald Letfuß: Die Motivation für dieses Projekt ist besonders groß, weil durch den Lockdown mehr als zwei Monate lang bei uns gar nichts ging. Als ich im Frühsommer andeutete, dass Gespräche mit dem Festspielhaus für ganz großes Ballett laufen, gab es regelrechte Jubelrufe.

    Bei welcher Gelegenheit haben Sie John Neumeier kennengelernt?

    Harald Letfuß: Die erste Begegnung war »Tod in Venedig« 2004 im Festspielhaus, eine Aufzeichnung mit dem gleichen Aufwand wie bei »Ghost Light«. Seitdem ist der Kontakt nie abgerissen – und jetzt drehen wir sogar das zweite Jahr in Folge.

    Heinz-Jürgen Hilgemann: Schon während meines Volontariats Ende der 70er Jahre habe ich in John Neumeiers Produktionen mit Studio Hamburg hineinspickeln können. Jeder wusste: Was dort passiert, ist Weltklasse. Als »der« John Neumeier dann zu uns für Aufzeichnungen nach Baden-Baden kam, hatte ich als Ballettfan Tränen in den Augen. »Tod in Venedig« ist ein unglaublich gut gemachtes Ballett! Bis heute bin ich besonders stolz darauf, dass wir als SWR international die einzige Rundfunkanstalt sind, die einen Film der »Matthäus-Passion« mit John Neumeier in der Rolle des Jesus haben.

    Heinz-Jürgen Hilgemann und Harald Letfuß im Gespräch © Kiran West

    Wie kommt im Corona-Jahr 2020 ein Ballett wie »Ghost Light« rechtzeitig in den Redaktionsplan?

    Harald Letfuß: Ich glaube, Sie haben mich angerufen (lacht). Wir haben frühzeitig gemeinsam überlegt, die erfolgreiche Zusammenarbeit von »Beethoven-Projekt« unmittelbar fortzusetzen. Als klar wurde, dass die ursprünglich geplante ›Kameliendame‹ unter Corona-Bedingungen nicht aufführbar ist, kam aus Hamburg schnell das Signal, dass John Neumeier etwas völlig Neues kreiert. Mit »Ghost Light« zeichnen wir unter Corona-Bedingungen etwas Einmaliges auf, was es kein zweites Mal auf der Welt gibt. Wir haben alles darangesetzt, diese Produktion Wirklichkeit werden zu lassen: mit großem Ü-Wagen, Containern und einem anspruchsvollen Hygienekonzept.

    Herr Hilgemann, als Produktionsleiter haben Sie die gesamte Technik im Blick. Welche Besonderheiten mussten bei der diesjährigen Aufzeichnung beachtet werden?

    Heinz-Jürgen Hilgemann: Ein Gedanke vorweg: Meine Kollegen lechzen nach tollen Produktionen. Dabei müssen wir uns auf die guten Ideen der Redaktion verlassen, die an den traditionell herausragenden Ruf des SWR im Kultur- und Klassikbereich anknüpfen kann. Ich habe daher sehr früh nach Beginn des Lockdowns mit Harald Letfuß überlegt, welche Produktionen im Herbst denkbar wären. Sein enger Kontakt zum Hamburg Ballett war entscheidend, um konkrete Planungsschritte rechtzeitig auf den Weg zu bringen. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Unser Ziel ist eine erstklassige Aufzeichnung, die parallel zum Publikumsbetrieb, aber möglichst unauffällig entsteht. Heute arbeiten wir mit exzellenter Technik, die ein Ballett so abfilmt, wie es kreiert ist – einer Technik, die auch schwach ausgeleuchtete Felder eines Lichtdesigns adäquat festhalten kann. Durch Corona sind wir besonders in der Zahl der Kameras beschränkt, die der Regie eine Auswahl an Perspektiven für die Schnittfassung zur Verfügung stellen. Dabei geht es übrigens nicht um den Platzbedarf im Saal, sondern im Ü-Wagen, denn hier sitzen Kollegen, die diese Kameras betreuen.

    Harald Letfuß: Von redaktioneller Seite darf ich hinzufügen, dass ein derartiges Projekt nur mit einem Produktionsleiter umsetzbar ist, der mit der Materie Ballett vertraut ist. Dieser Erfahrungsschatz ist eine zentrale Voraussetzung – auch, weil wir die verfügbaren Geldmittel sorgfältig einsetzen müssen. Zu guter Letzt braucht man einen Partner wie das Hamburg Ballett, mit dem man auf Augenhöhe Kompromisse aushandeln kann: zur Dauer der Aufzeichnung, zu Rechtefragen usw.

    Harald Letfuß mit Jörn Rieckhoff vor dem Ü-Wagen © Kiran West

    Wie erleben Sie John Neumeier, wenn er für die Dauer der Vorstellung zum Produktionscontainer kommt, um die Aufzeichnung am Split-Screen zu verfolgen?

    Harald Letfuß: Er ist hochkonzentriert und fokussiert. Ich sehe unsere Aufgabe darin, ihm einen Rahmen zur Verfügung zu stellen. Er soll sich voll und ganz darauf einlassen können, wie sein Ballett im Medium des Films auf den Bildschirm kommt. Alle freuen sich, mit welcher Selbstverständlichkeit er sich in unserem Arbeitsbereich bewegt. Ich meine sogar, manchmal ein freudiges Lächeln zu entdecken, wenn etwas besonders gut funktioniert.

    Heinz-Jürgen Hilgemann: Mit Myriam Hoyer haben wir eine Regisseurin, die exakt das umsetzt, was John Neumeier sich vorstellt. Dazu gehört auch ein erheblicher Arbeitsaufwand im Vorfeld: dass sie sich mit John Neumeier zusammensetzt und konkret nachfragt, was ihm bei der Aufzeichnung wichtig ist.

    Haben derart aufwendige Ballett-Produktionen beim SWR eine Zukunft?

    Harald Letfuß: Ich weiß, dass bei vielen Ballettcompagnien die Vorstellungen mit großem Vorlauf ausverkauft sind. Was noch wenig in den Medien thematisiert wird: Es gibt einen immer größeren Kreis von jüngeren Menschen, um die 20, die Ballett für sich entdecken, auch wenn sie es nicht durch ihr Elternhaus kennengelernt haben. Eine regelrechte Renaissance, an der wir teilhaben wollen!

    Zudem sind Ballett-Tickets oft hochpreisig. Als öffentlich-rechtlicher Sender mit einem Kulturauftrag steht es uns gut an, die Tradition der SWR-Ballettaufzeichnungen mit hohem Qualitätsanspruch fortzuführen: um Menschen mit körperlichen oder finanziellen Einschränkungen – auch Menschen, für die die nächste Bühne schlicht nicht erreichbar ist – einen Zugang zu dieser großartigen Kunstform anzubieten.

    Jörn Rieckhoff

  • David Fray – der renommierte Schubert-Interpret tritt erstmals mit dem Hamburg Ballett auf

    David Fray – der renommierte Schubert-Interpret tritt erstmals mit dem Hamburg Ballett auf

    Die Schubert-Einspielungen von David Fray haben John Neumeier zu seiner Musikauswahl für sein jüngstes Ballett »Ghost Light« angeregt. Nach zwei Probentagen im Ballettzentrum Hamburg betritt der in Fachkreisen hochgehandelte Pianist erstmals eine Ballettbühne und spielt im Festspielhaus Baden-Baden die Soloklaviermusik zu diesem »Ballett in Zeiten von Corona«. Beim Gespräch vor der Premiere wird sofort deutlich: Dieser Künstler sucht den Dialog, auch mit anderen Kunstformen, um dem Publikum einmalige und unverwechselbare Erlebnisse zu vermitteln.

    Wann haben Sie zum ersten Mal von der Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit dem Hamburg Ballett gehört?

    David Fray: Soll ich wirklich nachschauen? Das würde mich auch interessieren (lacht). Der Vorschlag kam ungefähr Ende Juni. Eine Ballett-Aufführung zu spielen, ist für uns Musiker interessant – und auch ein wenig unheimlich. Als Künstler glaube ich an die Kraft der Musik, an eine Kraft, die nichts Anderes benötigt. Etwas Visuelles zu begleiten, kann störend sein. Man könnte meinen, die Musik wäre nicht mehr die Hauptsache, reduziert auf eine Vorlage für Ballett.

    Aber als die Anfrage von John Neumeier kam, hatte ich keine Bedenken. Ich kannte Johns Werke. Ich wusste: Alles, was er der Musik hinzufügt, würde dem Wesen dieser Musik sehr entsprechen. Auch die Tatsache, dass er einen Konzertpianisten fragte, war ein Zeichen dafür, dass er der Musik einen Eigenwert zuschrieb. Bei John konnte ich darauf vertrauen, dass Musik und Bewegungen eine tiefe Symbiose eingehen.

    John Neumeier wurde von einer Ihrer Einspielungen angeregt, sein Ballett mit Musik von Franz Schubert zu kreieren. Kommt Ihnen das entgegen?

    John hat Musik gewählt, die mir persönlich sehr am Herzen liegt. Zwar ist ein Großteil seiner Musik nicht zum Tanzen gedacht. Aber während der Arbeit mit John wurde mir neu bewusst, wie viele Aspekte trotzdem mit Tanz verbunden sind, auch jenseits seiner Deutschen Tänze und Walzer. Manchmal sind es nur unauffällige Anklänge, so wie hier im 1. Satz der G-Dur-Sonate (spielt einen Auszug mit tänzerisch punktiertem Rhythmus).

    Ich fühle mich auch vom Ballett-Titel »Ghost Light« angesprochen. Schon lange vor diesem Projekt hatte ich das Gefühl: Schuberts Musik ist eine Musik von Geistern. Es ist die Musik eines Zwischenreichs: nicht von unserer Welt, nicht aus dem Jenseits.

    Wie war Ihr Eindruck von den ersten Proben mit dem Hamburg Ballett? Zunächst haben Sie einen Durchlauf im Ballettsaal mit Ihrer Einspielung erlebt, erst danach Szene für Szene am Klavier begleitet.

    Es war keine leichte Aufgabe. Einerseits muss man wie in einem Konzert spielen: projizieren, wie man selbst die Musik in diesem Augenblick empfindet. Andererseits ist genau das im Ballett unmöglich, denn ich muss immer in Verbindung bleiben mit dem, was die Choreografie vorgibt – auch wenn ich nicht in jedem Moment die Tänzer beobachte.

    Johns Repertoire-Auswahl ist anspruchsvoll. Es ist ein Großteil der Schubert-Stücke, die ich jemals eingespielt habe. Das alles ohne Pause zu spielen, ohne dass Konzentration und Fokussierung nachlassen, ist sehr schwer. Es erfordert so viel Hingabe! Ich kann diese Werke nicht spielen, ohne innerlich beteiligt zu sein.

    Was denken Sie: Wird es weitere Projekte mit Ihnen und dem Hamburg Ballett in der Zukunft geben?

    Natürlich muss ich zunächst die Aufführungen abwarten. Aber es wäre interessant, »Ghost Light« auch in anderen Städten aufzuführen. Wenn unsere noch junge Zusammenarbeit sich weiter so positiv entwickelt, ist das eine Idee, die ich gerne unterstütze. Sicher werden sich Gespräche mit John anschließen und man wird sehen, ob gemeinsame Projekte entstehen. Diese Art der Begegnung mit großen Künstlern ist faszinierend. Oft bleibt es bei einem netten Abend, aber manchmal entsteht etwas wirklich Neues, das sehr weit trägt.

    Jörn Rieckhoff

  • Benedikt Stampa – der Festspielhaus-Intendant blickt auf das beginnende Gastspiel des Hamburg Ballett unter Corona-Bedingungen

    Benedikt Stampa – der Festspielhaus-Intendant blickt auf das beginnende Gastspiel des Hamburg Ballett unter Corona-Bedingungen

    Es ist das erste Gastspiel des Hamburg Ballett seit dem Lockdown. Das Programm musste angepasst werden: John Neumeiers vor wenigen Wochen uraufgeführtes Ballett »Ghost Light« ersetzt »Die Kameliendame«. In dichter Folge sind vier Vorstellungen und eine Ballett-Werkstatt angesetzt. Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa strahlt Zuversicht aus. Endlich öffnet sich das Haus wieder für seine Künstler – und sein Publikum.

    Das Hamburg Ballett gestaltet zum zweiten Mal in Folge das Programm der Saisoneröffnung im Festspielhaus Baden-Baden. Hat dieser Umstand etwas mit der Künstlerpersönlichkeit von John Neumeier zu tun?

    Benedikt Stampa: Auf jeden Fall. Als Intendant darf ich John noch einmal neu erleben, nach meiner Hamburger Zeit. Als Chef der Laeiszhalle habe ich die Ära Ingo Metzmacher erlebt. Schon da war John eine Konstante. Unser Kontakt blieb aber eher auf der gesellschaftlichen Ebene, etwa bei Empfängen oder Premierenfeiern. Das Wiedersehen mit ihm in Baden-Baden war daher schon spannend. Ich bin komplett geflasht!

    Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa im Gespräch mit Jörn Rieckhoff, Kommunikationschef des Hamburg Ballett © Kiran West

    Wann haben Sie zum ersten Mal in Ihrer Funktion als Festspielhaus-Intendant mit John Kontakt aufgenommen?

    Als die Berufung nach Baden-Baden klar wurde, habe ich überlegt: Mit welchen der Künstler, die seit Jahren das Profil vom Festspielhaus geprägt haben, spreche ich zuerst? Und da war John ganz vorne mit auf der Shortlist.

    Ich habe ihn dann in Hamburg getroffen, wir saßen zusammen im Italiener an der Dammtorstraße und haben uns quasi beschnuppert. Bei mir ist der Funke sofort übergesprungen. Zugleich habe ich gespürt: Da ist noch Platz und Raum für neue Dinge.

    Das Festspielhaus erwacht gerade aus einer Art Dornröschenschlaf. Wie ist die Stimmung, auch unter Ihren Kollegen?

    Auch wenn wir alle lange Routine in unserem Job haben, hat noch keiner eine so lange Durststrecke erlebt. Alle haben professionell reagiert. Selbstverständlich auch unsicher: Wie lange dauert das? Man hat sich in eine Rolle der Improvisation begeben, aber auch der neu auferlegten Flexibilität. Trotz aller Frustration haben wir uns die Zeit genommen, nach vorne zu schauen. Wir wollen die Zukunft selbst gestalten.

    Wie wichtig sind Förderer, auch für das Gastspiel einer Ballettcompagnie wie das Hamburg Ballett?

    Für unser Haus: existentiell. Hella und Klaus Janson sind seit Jahrzehnten dem Haus eng verbunden: als treue Stifter und Förderer, die regelmäßig zu den John Neumeier-Festspielen anreisen. Diese Art der Verzahnung von Festspielhaus und Hamburg Ballett ist über Jahrzehnte gewachsen. John Neumeier hat mit seiner Compagnie viel investiert. Man nimmt den Tänzerinnen und Tänzern einfach ab, dass Baden-Baden nicht nur eine beliebige Tournee-Station ist. Man spürt: Es ist Teil ihrer Identität.

    Benedikt Stampa innerhalb des Festspielhaus-Gebäudes © Kiran West

    Diese Art gewachsener Identifikation ist für unsere Aufführungen in Hamburg wesentlich dafür verantwortlich, dass auch in der Corona-Krise eine ungebrochene Ticket-Nachfrage besteht.

    Das ist bei uns auch so. Wenn ich mir die Verkaufszahlen anschaue, liegt John an der Spitze. Das Besondere ist: Seine treue Fangemeinde verjüngt sich sogar.

    Bei »Ghost Light« sind insgesamt 55 Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne. Wie schwer war es, für dieses künstlerische Programm ein Hygienekonzept genehmigt zu bekommen?

    Wir haben viele Festivals und müssen für jedes einzelne ein eigenes Hygienekonzept erstellen: jetzt gerade für John Neumeier, im November kommt Thomas Hengelbrock mit seinem Ensemble, dann Cecilia Bartoli mit ihrer Opernproduktion. Die Diskussionen reichen von mobilen Test-Stationen, Quarantäne-Maßnahmen und Absprachen mit dem Ordnungsamt – bis hin zur Frage: Wer darf wann in die Kantine?

    Ich sehe schon: Wir müssen wiederkommen. Haben Sie eine Vision, mit welchem Programm?

    Ja! (lacht) Darüber spreche ich nachher mit John. Natürlich habe ich einen Plan fürs Festspielhaus, auch wenn sich durch Corona Verzögerungen ergeben. Kulturinstitutionen müssen sich verändern. Wir als Festspielhaus und auch unser Programm dürfen nicht austauschbar sein. Es geht um Bindungen zum Publikum und zu den Künstlern. In dieser Hinsicht ist John ein großes Vorbild, das belohnt wird: mit Ewigkeitswerten.

    Jörn Rieckhoff

  • Maria Grätzel – der Blick einer Orchestermanagerin auf John Neumeiers »Beethoven-Projekt«

    Maria Grätzel – der Blick einer Orchestermanagerin auf John Neumeiers »Beethoven-Projekt«

    Die Aufführungen des »Beethoven-Projekt« im Rahmen der Herbstfestspiele 2019 sind das dritte gemeinsame Projekt des Hamburg Ballett mit der Deutschen Radio Philharmonie im Festspielhaus Baden-Baden. Vor zwei Jahren markierten Aufführungen von John Neumeiers Ballett »Das Lied von der Erde« mit Klaus Florian Vogt und Benjamin Appl den Beginn der fruchtbaren Zusammenarbeit. Seit wenigen Monaten ist Maria Grätzel Managerin des Orchesters, dem die FAZ erst kürzlich »überregionales Renommee« und einen »fabelhaften Chefdirigent« (Pietari Inkinen) attestierte, der die Hörer aus nah und fern anziehe. Am Rande der Generalprobe verrät Maria Grätzel, was sie an der Kooperation mit John Neumeier und dem Hamburg Ballett besonders schätzt.

    Die Deutsche Radio Philharmonie ist ein erfolgreiches Konzertorchester. Was motiviert Ihr Orchester, eine Produktion mit dem Hamburg Ballett zu realisieren?

    Maria Grätzel: Gerade dass es sich um eine szenische Produktion handelt, ist für uns reizvoll! Als Rundfunksinfonieorchester haben wir nur selten die Gelegenheit, Opern oder Ballette musikalisch mitzugestalten. Das »Beethoven-Projekt« ist eine willkommene und zugleich herausfordernde Aufgabe – vor allem, weil es um ein Ballett von der Qualität geht, die sich mit dem Namen John Neumeier verbindet.

    Maria Grätzel und Jörn Rieckhoff auf dem Weg zur Generalprobe © Kiran West

    Beethovens 250. Geburtstag ist in der Klassikwelt in aller Munde. Wie fügt sich John Neumeiers »Beethoven-Projekt« in die Programmplanung der Deutschen Radio Philharmonie ein?

    Wir beziehen zum Beethoven-Jubiläum ganz aktiv Stellung. Einen Jahrtausend-Komponisten wie ihn kann man einfach nicht ignorieren! In dem Projekt »My Playlist Beethoven« gehen wir in Schulen und lassen die Kinder eine Playlist von »Beethoven-Lieblingsstücken« zusammenstellen, die im kommenden Jahr in Konzerten zu hören sein werden. Außerdem stehen in meinem Kalender: ein Wochenende mit sämtlichen Beethoven-Klavierkonzerten – Lars Vogt macht »play & conduct« – und eine Deutschland-Tournee mit Beethovens Neunter in einer Neuedition von Breitkopf & Härtel.

    Der Blick in den Orchestergraben © Kiran West

    Bei der Planung des »Beethoven-Projekt« war es John Neumeier wichtig, aus den 85 CDs seiner Beethoven-Gesamtaufnahme eine stimmige Auswahl für den zweistündigen Ballettabend zusammenzustellen. Wie sehen Sie die Werkauswahl aus Orchesterperspektive?

    Ich empfinde die Kombination von Kammer- und Orchestermusik in einem Programm als besonders spannend. Einige Musiker unseres Orchesters erhalten so zusätzlich die Gelegenheit, ihr herausragendes Können zu zeigen. Ein Streichquartett der Deutschen Radio Philharmonie spielt den gewichtigen langsamen Satz aus Beethovens op. 132. Unser Erster Konzertmeister Ermir Abeshi und unser Solocellist Teodor Rusu spielen den anspruchsvollen langsamen Satz des »Geistertrios« sogar auf der Bühne – auswendig! Aber auch das ganze Orchester ist mit einem der zentralen Werke aus Beethovens Sinfonik vertreten, der »Eroica«. Für mich persönlich ist es ein Privileg, mit der Compagnie von John Neumeier aufzutreten.

    Maria Grätzel und Jörn Rieckhoff im Gespräch © Kiran West

    Dr. Jörn Rieckhoff