Christopher Evans ist Theseus und Oberon
Diesen Sonntag feiert John Neumeiers Ballettklassiker »Ein Sommernachtstraum« seine Wiederaufnahme in einer neuen jungen Besetzung. Unser Erster Solist Christopher Evans, gerade mal 25 Jahre alt, wird am 8. September die männliche Hauptrolle Theseus/Oberon erstmals auf der Bühne tanzen. Mitten in den Endproben hat er sich Zeit genommen und meine persönlichen drei Fragen beantwortet:
In »Ein Sommernachtstraum« wirst du den Theseus und den Oberon tanzen. Stellt diese Doppelrolle eine besondere Herausforderung dar?
Christopher Evans: Theseus/Oberon sind zwei sehr unterschiedliche Charaktere. Einer ist der Elfenkönig und der andere ein Herzog in der »realen« menschlichen Welt. Die Bewegungen von Oberon sind modern und voller elektrischer Spannung. Theseus´ Bewegungen dagegen sind der Sprache der Menschen nachempfunden, in John Neumeiers Version sind diese sehr klassisch. Diese beiden Charaktere an einem Abend darzustellen ist sehr aufregend und herausfordernd.
Wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet? Hast du dich schon vorher mit der Geschichte von »Ein Sommernachtstraum« auseinandergesetzt?
In unserer Sommerpause kaufte ich mir das Shakespeare-Stück und tauchte sofort in diese Welt ein. Die Sprache Shakespeares ist nicht einfach zu lesen. Meine Ausgabe enthielt jedoch viele Fußnoten und Kommentare zum Stück sowie Erläuterungen zu den speziellen Worten, die Shakespeare verwendet. Es hat mir wirklich sehr dabei geholfen, die Motivation der einzelnen Charaktere zu verstehen.
In der ersten Probenwoche habe ich nicht nur daran gearbeitet alle Schritte zu lernen, sondern auch den Charakter von Theseus/Oberon zu entwickeln. Meine Partnerin Alina Cojocaru, die die Doppelrolle Hippolyta/Titania tanzen wird, hat schon einmal mit der Compagnie den »Sommernachtstraum« getanzt. Es ist wirklich wunderbar, sie als erfahrene Tänzerin an meiner Seite zu haben und hat mir auch sehr beim Lernprozess geholfen.
Als ich noch in der Ballettschule war, durfte ich bereits in »Ein Sommernachtstraum« mittanzen. So konnte ich schon viele wunderbare Tänzer in der Rolle des Theseus/Oberon erleben. Jetzt selbst diese Doppelrolle zu tanzen ist für mich eine große Ehre!
Eine letzte persönliche Frage: Wie und wann kamst du zum Tanz?
Als ich vier Jahre alt war, sah ich eine Produktion von Riverdance auf Video und habe mich sofort in den Tanz verliebt! Ich tanzte im Wohnzimmer und tat so, als wäre ich selbst einer der Tänzer auf der Bühne. Ich habe auch Mikhail Baryshnikov in »Der Nussknacker« auf Video gesehen und war fasziniert von seinen Sprüngen und Drehungen. Als ich noch sehr jung war, wusste ich, dass ich tanzen wollte. Tanzen ist in meiner Seele.
Vielen Dank, lieber Christopher, für das Interview!
Nathalia Schmidt