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Gottfried von der Goltz zu »Orphée et Eurydice«

Anlässlich der Saisoneröffnung der neuen Intendanz von Benedikt Stampa am Festspielhaus Baden-Baden spielt das Freiburger Barockorchester (FBO) erstmals in einer Produktion des Hamburg Ballett. Die Ballett-Oper »Orphée et Eurydice« von Christoph Willibald Gluck gehört musikalisch zum Kernrepertoire des Orchesters. Gottfried von der Goltz, Künstlerischer Leiter des FBO, spielt selbst am Konzertmeisterpult und gibt in der Pause der Generalprobe einen Einblick in die Orchesterperspektive auf das gemeinsame Projekt.

»Orphée et Eurydice« wurde 1774 in Paris aufgeführt – in einer Zeit, als die Tänzersolisten berühmter waren als die Sänger. Welche musikalischen Anknüpfungspunkte bietet die Partitur?

Gottfried von der Goltz: Trotz aller Reformen, die sich mit dem Namen Gluck verbinden, steht »Orphée et Eurydice« ganz in der Tradition der französischen Barockoper. Die Abfolge von Rezitativ, Arie, Chor und Ballett ist hier geradezu unzertrennlich. Es macht unglaublich Spaß, den musikalischen Reichtum dieser Oper mit Leben zu füllen. Ich genieße jede einzelne Probe!

Dr. Jörn Rieckhoff im Gespräch mit Gottfried von der Goltz © Kiran West
Das FBO spielt vor allem Konzerte, mit Abo-Reihen in Freiburg, Berlin und Stuttgart. Wie ist es für Euch, sich auf die szenische Produktion einer Ballett-Oper einzustellen?

Für uns ist es immer eine große Freude, wenn die Inszenierung die Musik auch dramaturgisch mit Substanz zu füllen vermag. John Neumeier ist dafür bekannt, sich besonders einfühlsam auf die Tradition eines Werkes einzulassen. Ich persönlich finde es eine gelungene Idee, dass ein tödlicher Autounfall der geliebten Ehefrau den Impuls für Orphées Reise in die Unterwelt bildet. Es ist eine Situation, die in der heutigen Welt jeden treffen könnte.

Gottfried von der Goltz bei einer Probe zu »Orphée et Eurydice« © Kiran West
Das Hamburg Ballett und das FBO haben jeweils ein reges internationales Tourneeleben: Dieses Jahr waren wir beim Hong Kong Arts Festival, ihr bei den Salzburger Festspielen. Im kommenden Jahr ist es umgekehrt. Was bedeutet es für das FBO, nun erstmals gemeinsam mit dem Hamburg Ballett im Festspielhaus Baden-Baden aufzutreten?

Es ist eine unglaublich bereichernde Zusammenarbeit und zugleich künstlerisch eine interessante Initiative von Benedikt Stampa. Der Übergang von den Orchesterproben in Freiburg zu den Bühnenproben im Festspielhaus ist erstaunlich glatt verlaufen. Obwohl der Saal sehr groß ist, haben wir eine klare Akustik vorgefunden, die den Orchesterklang stets präsent hält.

Trotzdem muss ich mich noch weitgehend auf die musikalische Gestaltung konzentrieren, um gemeinsam mit Alessandro de Marchi die Koordination zwischen Bühne und Orchester zu organisieren. Ich freue mich schon darauf, in den Vorstellungen noch mehr die szenische und choreografische Gestaltung mitzuverfolgen!

Dr. Jörn Rieckhoff