Schlagwort: Tod in Venedig

  • BallettTester*innen »Tod in Venedig«

    BallettTester*innen »Tod in Venedig«

    Als BallettTester*innen durften Elise, Nicolas und Mascha unsere Wiederaufnahme von »Tod in Venedig« bereits in der Hauptprobe erleben. Hier erzählen die BallettTester*innen von ihren Erlebnissen und Eindrücken.

    Es herrscht gespannte Konzentration im so ungewohnt leeren Saal der Hamburgischen Staatsoper. Drei Tänzer, noch in Trainingsmontur, darunter der herausragende Louis Musin, gehen im Stillen Schritte des Stücks durch, die sie dabei andeuten. Das Regiepult im Parkett wird gleich voll besetzt sein und in der Mitte die große Legende und der Schöpfer dieses Balletts und der Hamburger Ballettcompagnie sitzen und mit liebevollen, aber prüfenden Argusaugen über sie wachen: John Neumeier.

    Die Hauptprobe zur Wiederaufnahme von Neumeiers Stück »Tod in Venedig« steht an. Alle beteiligten Werkstätten sind anwesend für den kompletten Durchgang des Ballettabends, Licht, Bühnentechnik, Regie, Dramaturgie und Ballettmeister*innen. Dunkelheit legt sich über den Zuschauerraum und schon geht es los.

    Was folgt, ist ein überragendes, mitreißendes und emotionales Balletterlebnis!

    Man blickt auf ein reduziertes Bühnenbild, in dem nur Akzente gesetzt werden. Trotzdem füllt sich durch Requisite, Licht und besonders den Tanz das Bild mit Leben und zu der vollständigen Atmosphäre Venedigs. Fotografien, entstanden in der Lagunenstadt, zeigen schmale Details wie das blau-grüne Wasser oder die Spiegelung einer venezianischen Häuserwand und skizzieren so das mediterrane Lebensgefühl.

    Caspar Sasse (Tadzio), Charlotte Kragh und Javier Monreal in »Tod in Venedig« © Kiran West

    Die Rolle Aschenbachs wird in der A-Besetzung von Edvin Revazov getanzt und er geht völlig darin auf. Mit Hingabe und unglaublicher Authentizität porträtiert er diesen facettenreichen Charakter und berührt dabei jede*n zutiefst. Es scheint, als wäre ihm diese Rolle direkt auf den Leib geschneidert, doch es verhält sich eigentlich genau gegenteilig. Bei der Uraufführung des Stücks 2003 verkörperte er den jungen Tadzio, den Aschenbach so fasziniert. Er hat sich also zur Rolle hin entwickelt, ja mehr noch, er ist hineingewachsen und das mit absoluter Bravour! Die Entwicklung Aschenbachs in dem Verlauf des Stücks ist deutlich spürbar und durch feine choreografische Nuancen dargestellt. Ein besonderes Detail, das mir wahrlich eine Gänsehaut bereitet hat, waren seine Fäuste, die sich an mehreren Stellen des Balletts langsam öffneten, bedeutsam hervorgehoben. Genau so wird Gustav von Aschenbachs pedantische, korrekte und ehrgeizige Haltung zur Kunst und zum Leben im Buch beschrieben, und sein Wandel hin zum erlebten Leben mit all seinen Unberechenbarkeiten und großen Emotionen symbolisieren die entspannten Hände. Auch Tadzio wurde mit Caspar Sasse großartig besetzt. Mit seiner strahlenden, mystisch und mythisch anmutenden Schönheit und der so lebensnahen lebendigen Sprunghaftigkeit und Federkraft der Jugend ist er perfekt für diese Rolle und verleiht ihr gebührend Ausdruck! Die Jungsgruppe um ihn herum war ebenfalls herausragend mit ihrem perfekten Einklang von tänzerischer Höchstleistung und jugendlicher Lebhaftigkeit, beeindruckender Kraft und spielerischen Leichtigkeit.

    Edvin Revazov (Gustav von Aschenbach) und Caspar Sasse (Tadzio) © Kiran West

    »Tod in Venedig« ist ein detailreiches Ballett, das von seiner Vielseitigkeit lebt. Wahnsinnig anspruchsvolle Abfolgen von Hebefiguren, mehrere berührende Pas de troix und große Szenen mit vielen Tänzer*innen sprechen eine äußerst bildgewaltige Sprache und sind alle erstklassig choreografiert, absolut gelungen! All diesen Herausforderungen wird diese phänomenale Compagnie mehr als gerecht. Mit Herz, Leidenschaft und tänzerischem Können erweckt sie dieses Ballett zum Leben. Das Ensemble erschafft eine authentische venezianische Hotelgesellschaft mit all ihren Subebenen an Drama und Konflikten, die angedeutet werden. Und sie tanzt schließlich den Totentanz, eine spektakuläre Erfrischung untermalt mit Heavy Metal Sound, eine eindrucksvolle Hommage an mittelalterliche Vorlagen und mit schauderhaften Verweisen auf die Corona- Pandemie. Die beiden Boten dürfen nicht ungenannt bleiben, die mit ihrer enormen Versatilität überzeugen konnten, hier getanzt von Artem Prokopchuk und Louis Musin.

    Louis Musin und Artem Prokopchuk als Der Wanderer © Kiran West

    Raffiniert und clever kreierte Neumeier imaginäre Pas de deux von Aschenbach, bei dem Tadzios Blick stets entrückt schön bleibt und die Interaktion seltsam zufällig wirkt, doch so gefühlvoll ist. Höhepunkt findet dies in der stürmischen Umarmung, bei der Tadzio mit dem Rücken zum Publikum unerkennbar und irgendwie anonym bleibt, während wir Aschenbachs aufgewühltes Gesicht sehen, als er lange in dieser Umarmung verharrt. Wagners berührendes Stück, gespielt vom meisterhaften David Fray, läuft einfach weiter, bildet die große Bewegung in Aschenbachs Innerem ab, die seinen Körper erstarren lässt. Was eine unglaublich eindringliche, ergreifende Szene!

    Neumeiers Ballett ist eine Auseinandersetzung mit Kunstschaffung und ihrer Bedingungen, die in dem vollen Fühlen des Lebens bestehen, eine wirklich fantastische Adaption von Thomas Manns literarischem Werk.

    Und dabei zitiert er Nijinsky, der einst sagte: »Man soll Ballett nicht verstehen, man muss es fühlen!«

    Elisa, 22 Jahre

    Ein letztes Flüstern geht durch den Saal, das Licht dimmt sich und die ersten Töne von Bachs »Das Musikalische Opfer« durchdringen die Stille. Die Hamburgische Staatsoper präsentiert derzeit John Neumeiers Handlungsballett »Tod in Venedig«, eine freie Interpretation der Novelle von Thomas Mann. Ich hatte die Ehre, auf Einladung des Hamburg Ballett bei der Hauptprobe am Freitag, den 07. Februar 2025, dabei sein zu dürfen und als einer der ersten die Wiederaufnahme des Stückes bestaunen zu dürfen.

    In den nachfolgenden zweieinhalb Stunden wird eindrucksvoll mit viel tänzerischer Präzision die tragische Geschichte der Figur Gustav von Aschenbach (verkörpert durch Edvin Revazov) geschildert, einem intellektuellen, erfolgreichen, rationalen und alternden Choreografen. Getrieben von geistiger Erschöpfung reist dieser nach Venedig, wo er auf den schönen, jugendlichen Tadzio trifft (dargestellt von Caspar Sasse). Schnell zieht der wesentlich jüngere Tadzio diesen in seinen Bann. Fasziniert von Tadzios Anmut wächst Aschenbachs Bewunderung allmählich zu einer stillen, unerfüllten Liebe. In Tadzio sieht Aschenbach all das, was er an sich selbst vermisst. Während sich die Cholera in der Stadt ausbreitet, kann er sich trotz des Altersunterschieds nicht von dem Jungen trennen. Gefangen in seiner inneren Zerrissenheit verliert er sich zunehmend in seiner Sehnsucht, bis auch er schließlich der Cholera-Epidemie zum Opfer fällt und nach einem physischen und geistigen Verfall zu Tadzios Füßen verstirbt.

    Edvin Revazov (Gustav von Aschenbach) mit Alexandre Riabko (Aschenbachs Konzepte) © Kiran West

    Begleitet wird die Handlung durch eine geschickte Auswahl an Klaviermusik von Richard Wagner, an diesem Nachmittag ausdrucksstark und technisch brillant gespielt von David Fray, und von musikalischen Werken Johann Sebastian Bachs. Doch das Publikum wird nicht nur akustisch verwöhnt, sondern auch von einem ansprechenden, symbolträchtigen Bühnenbild begleitet. Dieses ist minimalistisch, stilvoll und mit ästhetischen naturverbundenen Farben gestaltet. Der Designer Peter Schmidt gestaltete es so, dass einzelne Handlungselemente auch bühnenbildtechnisch akzentuiert werden, ohne von der tänzerischen Leistung abzulenken. Besonders hervorzuheben ist sicherlich die gelungene Auswahl der Fotos, die eigens für die Produktion in Venedig aufgenommen wurden. Auch das Lichtkonzept verstärkt den Kontrast zwischen der Dekadenz Venedigs und Aschenbachs innerer Düsternis. Ebenfalls positiv zu erwähnen sind die schlichten, ästhetischen Kostüme, welche in Zusammenarbeit zwischen John Neumeier und Peter Schmidt entstanden sind.

    Neumeiers Interpretation hebt die universellen Themen der Novelle hervor und macht die inneren Konflikte Aschenbachs auch für ein heutiges Publikum greifbar. Dabei gelingt es ihm, zentrale Elemente der Novelle tänzerisch zu erfassen, wobei insbesondere das Spannungsverhältnis zwischen Aschenbach und Tadzio eindrucksvoll dargestellt wird. Jeder einzelne Tänzer und jede Tänzerin auf der Bühne erzählen eine eigene Geschichte, sodass beim ersten Betrachten des Stücks längst nicht alle Details erfasst werden können. Ein großes Lob gilt den Tänzer*innen, die ausdrucksstark auf einem hohen Niveau eine wunderschöne Choreografie zum Leben erwecken und dafür sorgen, dass Realität und Illusion auf der Bühne zu verschwimmen scheinen.

    Ich danke dem gesamten Team der Staatsoper Hamburg und des Hamburg Ballett dafür, dass ich nicht nur bei einer Hauptprobe dabei sein konnte, sondern auch bereits im Voraus diese rundum gelungene und kurzweilige Produktion sehen durfte!

    Nicolas, 24 Jahre

    Ensemble in »Tod in Venedig« © Kiran West

    Basierend auf der Novelle nach Thomas Mann aus dem Jahr 1912, deren Titel zunächst scheint, Unheilvolles zu verkünden, hat John Neumeier eine Ballettadaption auf die Bühne gebracht, welche die Seele berührt. Über das Ableben und das Abschiednehmen hinaus, spielen diverse Themen in dem Stück eine Rolle, die wohl dem ein oder anderen Zuschauenden bekannt vorkommen können: Von der Suche nach wahren Überzeugungen, dem stetigen Zweifel seiner selbst, der Leugnung eigener Sehnsüchte bis hin zur scheinbaren Selbstakzeptanz präsentiert Neumeiers Wiederaufnahme des Totentanzes »Tod in Venedig« ein Facettenreichtum an alltäglichen und lebensprägenden Themen.

    Eine wahre Stärke dieser Inszenierung liegt in den beeindruckenden Kostümen, die das Publikum in das Venedig der frühen 1900er Jahre entführen. Gepaart mit der darstellerischen Leistung und dem individuellen Ausdruck der Tänzer*innen wirkt es, als könnte jedes venezianische Pärchen eine ganz eigene Geschichte erzählen. Die detailverliebten Kreationen von Neumeier und Peter Schmidt vereinen Eleganz und Melancholie auf bemerkenswerte Weise und spiegeln so Gustav von Aschenbachs innere Zerrissenheit zwischen Melancholie und Sehnsucht wider. Auch das Spiel aus Bühnenbild und Lichtkomposition tragen maßgeblich zum Zauber dieser Aufführung bei. Die Bühne wird durch minimalistische, aber eindrucksvolle Elemente – beispielsweise projizierte Fotografien aus Venedig selbst – geprägt, welche das venezianische Flair perfekt einfangen und präsentieren. Die stimmungsvollen Lichteffekte verleihen dem Geschehen eine fast träumerische Qualität. Besonders in Erinnerung bleibt hier der klug eingesetzte Wechsel der Lichtfarbe. Befindet sich das Publikum in Aschenbachs Fantasien mit Tadzio, wird das Licht plötzlich blau und symbolisiert so, was der Wirklichkeit entspricht und was der Fantasie.

    Edvin Revazov (Gustav von Aschenbach), Silvia Azzoni und Alexandre Riabko (Aschenbachs Konzepte) © Kiran West

    Tänzerisch bewegt sich die Aufführung auf höchstem Niveau. Die präzisen und emotional aufgeladenen Bewegungen der Compagnie erwecken die inneren Konflikte der Figuren zum Leben. Besonders berührend sind die Interaktionen der Hauptrollen, verkörpert durch Edvin Revazov (Gustav von Aschenbach) und Caspar Sasse (Tadzio), welche die Gefühlswelten, Eigenschaften und Sehnsüchte der Figuren perfekt transportieren. Besonders das Pas de Deux, welches sich in Aschenbachs Fantasie abspielt, reißt das Publikum emotional mit:  Jede Geste und jede Drehung zeugen von dessen wachsendem inneren Aufruhr. Jede Begegnung mit Tadzio, elegant und kraftvoll getanzt, ist von einer zerbrechlichen Spannung, Bewunderung und Sehnsucht geprägt – Momente, in denen die Zeit auf der Bühne stillzustehen scheint. Hier zeigt sich Neumeiers Genie in der Choreografie: Er versteht es meisterhaft, psychologische Tiefe durch Körperbewegungen zu vermitteln.

    Edvin Revazov (Gustav von Aschenbach) mit Jacopo Bellussi (Friedrich der Große) © Kiran West

    Untermalt wird der Totentanz durch die liebevolle und prägnante Auswahl der Musik. Der Wechsel zwischen Stücken von Johann Sebastian Bach und Richard Wagner fängt die Atmosphäre des Balletts grandios ein und untermalt die Stimmung zwischen den Tänzer*innen. Gerade die Auswahl von Bachs »Das musikalische Opfer« verkörperte den royalen Anteil der Inszenierung – hier durch den Bezug zu Friedrich dem Großen – auf eindrucksvolle Weise. Demgegenüber wirkt die Auswahl der Wagner’schen Kompositionen, gespielt vom Pianisten David Fray, geradezu „intim“ – ein perfekter Gegensatz zu den imposanteren, orchestralen Stücken Bachs und eine fabelhafte Ergänzung für eine vollkommene musikalische Begleitung des gefühlvollen Balletts.

    Diese Adaption von »Tod in Venedig« bleibt noch lange im Gedächtnis haften. Sie verzaubert durch ihre ästhetische Perfektion, die meisterhafte tänzerische Leistung, klug eingesetzte moderne Elemente und die sensible, tiefgründige Regiearbeit Neumeiers. Ein Ballettabend, der sicherlich sowohl Liebhaber*innen klassischer Literatur als auch Tanzenthusiasten jeden Alters gleichermaßen begeistert.

    Vielen Dank für diesen unvergesslichen Nachmittag an das Hamburg Ballett und die Staatsoper Hamburg!

    Mascha, 24 Jahre

  • Xue Lin ist La Barbarina

    Xue Lin ist La Barbarina

    In der Sonntags-Vorstellung von »Tod in Venedig« im Festspielhaus Baden-Baden verkörperte die Solistin Xue Lin erstmals die Rolle »La Barbarina«. In einem Interview erklärt Xue, wie sie sich auf ihr Debüt vorbereitet hat und auf welche historische Person »La Barbarina« verweist.

    Am 3. Oktober hast du hier in Baden-Baden zum ersten Mal die Rolle der La Barbarina in »Tod in Venedig« getanzt. Was kannst du aus den Proben mit John Neumeier berichten? Gab es für dich die Gelegenheit mit Hélène Bouchet, für die die Rolle der »La Barbarina« ursprünglich kreiert worden ist, zu arbeiten?

    Xue Lin: Ja, als wir im letzten Jahr mit den Proben zur Wiederaufnahme von »Tod in Venedig« begannen, arbeiteten wir viel mit John Neumeier zusammen. Dadurch konnte ich mehr darüber erfahren, wie er sich diese Rolle in seinem Ballett vorgestellt hat und wie ich sie darstellen kann. Danach arbeitete ich auch viel mit den Ballettmeistern Lloyd Riggins und Leslie McBeth zusammen. Um mich noch besser mit einem anderen Tanzstil vertraut zu machen, der zur Rolle der »La Barbarina« gehört.

    Hélène hat mir sehr bei allen Schritten geholfen und mir gesagt, wie ich mich immer weiter verbessern kann. Ich bin wirklich dankbar, dass sie mir bei der Einstudierung der Rolle geholfen hat und ich so viel von ihr lernen konnte!

    Xue Lin mit Edvin Revazov und Ensemble in »Tod in Venedig« © Kiran West

    In Thomas Manns Novelle kommt die Figur »La Barbarina« nicht vor, John Neumeier hat sich vielmehr von einer historischen Person inspirieren lassen. Kannst du uns etwas zum historischen Ursprung der »Barbarina« sagen? Wer war sie?

    Sie war eine berühmte italienische Ballerina, eine der bedeutendsten Balletttänzerinnen des 18. Jahrhunderts. Sie wurde nicht nur als Tänzerin, sondern auch als Schauspielerin bekannt. Wegen ihrer tadellosen Ausführung der Entrechats nannte man sie »La Barbarina« oder »Die fliegende Göttin«.

    Xue, du bist seit 2011 Tänzerin beim Hamburg Ballett, seit 2016 Solistin, und hast schon viele Gastspiele des Hamburg Ballett nach Baden-Baden mitgemacht. Was gefällt dir besonders an Baden-Baden? 

    Das Erstaunlichste für mich in Baden-Baden ist die Natur, es gibt überall schöne Parkanlagen, Gärten und Blumen. Die Natur macht mich glücklich. Ich habe einmal den Nationalpark Schwarzwald besucht – dort kann man die wilde Schönheit des Waldes und die Magie der unberührten Natur erleben. Einfach schön!

    Vielen Dank für das Interview, liebe Xue, und Toi, toi, toi!

    Nathalia Schmidt

  • »The World of John Neumeier«-Festival: Eine Ballett-Werkstatt gibt den Auftakt

    »The World of John Neumeier«-Festival: Eine Ballett-Werkstatt gibt den Auftakt

    Das Hamburg Ballett gastiert vom 1. bis zum 10.10. in Baden-Baden. Den Auftakt machte gestern Abend eine von John Neumeier moderierte Ballett-Werkstatt, die nicht nur spannende Einblicke in die Produktionen gab, die während des diesjährigen Gastspiels im Festspielhaus gezeigt werden, sondern auch das Geheimnis eines neuen Festivals lüftete.
    © Kiran West

    Eine halbe Stunde vor dem Beginn des Ballett-Werkstatt konnte das Publikum die Compagnie bei einem öffentlichen Training auf der Bühne erleben.

    © Kiran West

    Punkt 20 Uhr betritt John Neumeier die Bühne und begrüßt das zahlreich erschienene Publikum. Seit 23 Jahren kommt er mit seiner Compagnie ins Festspielhaus. Gleich zu Anfang dann ein Paukenschlag: John Neumeier verrät, dass sich Baden-Baden ab Herbst 2022 in eine Tanzstadt verwandelt. Ein neues Festival mit dem Namen »The World of John Neumeier« soll Tanzfans aus aller Welt in den Schwarzwald locken.

    © Kiran West

    »Ich hatte nie Ambitionen, ein Impresario wie Serge Diaghilew zu sein. Dennoch finde ich es interessant, ein Festival in Baden-Baden zu kreieren, weil die Stadt einen besonderen Platz in meiner künstlerischen Entwicklung einnimmt«, so John Neumeier.

    © Kiran West

    Nach der Begrüßung durch John Neumeier folgte der erste Tanzausschnitt: Die international gefeierte italienische Ballerina Alessandra Ferri, die mit 50 Jahren in Comeback als Tänzerin feierte und seitdem ausgewählte, ihrem Alter entsprechende Rollen verkörpert, präsentiert auf Einladung von John Neumeier das Kammerballett »L´Heure Exquise« von Maurice Béjart im Theater Baden-Baden (zwei Vorstellungen am 2.10.). Ihr Partner ist Carsten Jung, ehemaliger Erster Solist des Hamburg Ballett und auch in Baden-Baden bestens bekannt. Viele im Publikum nicken zustimmend, als sein Name fällt.

    © Kiran West

    Ein Highlight folgt dem anderen: Eine »Gala-Werkstatt«, so nennt John Neumeier das heutige Programm. Schülerinnen und Schüler der Ballettschule des Hamburg Ballett sind am 4.10. im Museum Frieder Burda auf dem »Absprung« in die Ballettwelt. Sie zeigen teilweise preisgekrönte Choreografien in einem besonderen Ambiente. In einer spontanen Improvisation zur Musik von Queen reißen sie das Publikum fast von den Sitzen.

    Aus einer spontanen Improvisation entsteht im besten Fall eine Choreografie. Dieser Herausforderung stellten sich im »Corona-Jahr« Tänzerinnen und Tänzer der Ballettschule. Das Solo vom Ballettschüler Samuel Winkler, »Suppress«, gewann sogar den Preis für die beste Choreografie beim Young Creation Award 2021 des internationalen Tanzwettbewerbs Prix de Lausanne (siehe Foto).

    © Kiran West

    Das Bundesjugendballett, vor genau 10 Jahren von John Neumeier gegründet, ist ein Herzensprojekt von John Neumeier. Am 7. und 8. Oktober zeigen sie ihr Können auf der Akademie-Bühne im Stadtteil Cité. »John´s BJB-Bach«, eine Zusammenstellung von Ausschnitten aus ausgewählten Bach-Choreografien von John Neumeier. In der Ballett-Werkstatt tanzten sie »Opus 67« von Raymond Hilbert, denn auch dafür steht die Jugendcompagnie: Ballette von jungen Choreografinnen und Choreografen einzustudieren oder gar selbst Werke zu kreieren.

    © Kiran West

    In der Ballett-Werkstatt durften natürlich auch nicht Ausschnitte aus den beiden John Neumeier-Balletten fehlen, die in der zweiwöchigen Residenz des Hamburg Ballett im Festspielhaus Baden-Baden gezeigt werden. Anhand einzelner Szenen, zum Beispiel aus dem Beginn seines Balletts »Tod in Venedig«, erklärte John Neumeier dem Publikum, wie er mit einer literarischen Vorlage umgeht und sie in ein Ballett übersetzt. Bei Thomas Mann ist Gustav von Aschenbach ein viel geehrter Schriftsteller. John Neumeier macht in seinem Ballett aus dem Schriftsteller einen Choreografen. Im Buch und im Ballett ist Aschenbach ein kreativer Künstler, der in eine Schaffenskrise gerät.

    © Pressestelle

    John Neumeiers »Tod in Venedig« ist in großen Teilen in Baden-Baden entstanden. Noch vor der offiziellen Uraufführung in Hamburg, gab es hier im Festspielhaus eine Vor-Premiere. Im November 2003 gab es eine thematisch passende Ballett-Werkstatt dazu. Eine Schulklasse wurde zu dieser Werkstatt eingeladen und hat ihre Eindrücke in kurzen Essays aufgeschrieben. Charlaine aus der Klasse 4c war begeistert vom Tanz im Allgemeinen. »Es war auch sehr faszinierend, wie sie immer auf einem Bein und auch noch auf Zehenspitzen stehen konnten. Am liebsten tät ich jeden Tag dort hingehen«. Eine passende Zeichnung schickte sie Herrn Neumeier dazu.

    © Kiran West

    Als nächste Beispielszene aus seinem Ballett »Tod in Venedig« wählt John Neumeier die der beiden Wanderer aus. Diese fast irreal anmutenden Figuren tauchen im gesamten Stück immer wieder auf, in unterschiedlichen Kostümierungen, aber ihre Wirkung auf Aschenbach ist immer wieder die gleiche: Sie scheinen eine Art Todesboten zu sein, die Aschenbach in eine bestimmte Richtung lenken und sein Schicksal bestimmen.

    © Kiran West

    Das Publikum bekam auch einen Einblick von der zweiten Besetzung, die am Sonntagabend in »Tod in Venedig« tanzen wird. David Rodriguez debütiert am Sonntag in der Rolle des Tadzio. An seiner Seite tanzt Edvin Revazov als Gustav von Aschenbach. Bei der Kreation von John Neumeiers Ballett in 2003 war Edvin Revazov als Tadzio zu sehen.

    © Pressestelle

    David aus der damaligen Klasse 4 (im November 2003) spricht über die erste Begegnung zwischen Tadzio und Aschenbach in Venedig: »Als Tadzio mit seiner Hand langsam wie in Zeitlupe liebevoll Aschenbach heraufzog, spürte ich ein gleiches Gefühl wie Aschenbach. Sehnsucht!«

    © Kiran West

    Nach zwei Stunden reinem Tanzvergnügen und einer charmanten Moderation durch John Neumeier gab es rasenden Beifall und Bravo-Rufe für die Tänzerinnen und Tänzer und John Neumeier sowie Standing Ovations.

    © Kiran West

    In Worten des Schülers Alessio, der 2003 eine Ballett-Werkstatt zum »Tod in Venedig« mit seiner Schulklasse besucht hat: »Ich muss Ihnen was sagen, Herr Neumeier: Sie sind ein prima Choreograph! Ich hoffe ich sehe Ihre Kunstwerke mal wieder«.

    Nathalia Schmidt

  • Christopher Evans ist Gustav von Aschenbach

    Christopher Evans ist Gustav von Aschenbach

    Der Erste Solist Christopher Evans wird bei der Wiederaufnahme von John Neumeiers »Tod in Venedig« die Hauptrolle Gustav von Aschenbach erstmals auf der Bühne tanzen. Mitten in den Endproben nimmt er sich Zeit und spricht mit mir über sein Debüt:

    Am 29. Oktober 2020 sehen wir dich zum ersten Mal als Gustav von Aschenbach in der Wiederaufnahme von John Neumeiers »Tod in Venedig«. Die Rolle von Aschenbach wurde 2003 von Lloyd Riggins kreiert und entscheidend geprägt. Wie fühlt es sich an, in seine Fußstapfen zu treten?

    Christopher Evans: Lloyd Riggins‘ Rollen sind herausfordernd und sehr komplex. Es ist wunderbar für einen Künstler! Das erste Mal, dass ich wirklich eng mit Lloyd zusammengearbeitet habe, war, als ich meine erste Hauptrolle als Albrecht in »Giselle« getanzt habe. Und von da an haben wir gemeinsam bereits an vielen Balletten gearbeitet. Am bemerkenswertesten war die Zusammenarbeit in »Bernstein Dances«! Es war das erste Mal, dass Lloyd diese besondere Rolle des Leonard Bernstein wirklich weitergab. Und jetzt »Tod in Venedig«! Wir arbeiten sehr gut zusammen.

     Lloyd Riggins gibt die Schritte und seine Erfahrungen an Christopher Evans weiter © Kiran West

    Thomas Mann nannte seine Novelle die »Tragödie einer Entwürdigung«: Im Mittelpunkt steht Gustav von Aschenbach, ein alternder Künstler, dessen scheinbar gefestigter Charakter nie gekannte Wandlungen erfährt und schließlich in vollkommener Hingabe mündet. Wie bereitest du dich auf die ebenso charaktervolle wie seelentiefe Rolle des Aschenbach vor?

    Ich recherchiere gerne, um herauszufinden, wer der Charakter für mich ist. Ich las das Buch und hörte mir alles an, was John Neumeier und Lloyd Riggins mir über Thomas Mann und Gustav von Aschenbach erzählt haben. Ich analysiere die Szenen und Situationen im Ballett und denke darüber nach, wie ich reagieren würde, wenn ich Aschenbach wäre. Unter Berücksichtigung meiner persönlichen Lebenserfahrungen kann ich mich so ehrlich wie möglich in diese Person verwandeln.

    Christopher Evans als Gustav von Aschenbach in »Tod in Venedig« © Kiran West

    Was kanntest du zuerst, das Buch, Viscontis Filmversion oder John Neumeiers Ballett?

    Ich sah zuerst John Neumeiers Ballett.

    Es ist eine interessante Geschichte, denn nachdem ich 2010 einen Preis beim Prix de Lausanne gewonnen hatte, wusste ich nicht, an welcher Ballettschule ich studieren sollte.

    Ich wollte in eine Schule gehen, die auch eine Compagnie hat, damit ich eine bessere Chance hätte, einen Vertrag zu bekommen. Ich fand ein Video von John Neumeiers »Die Kameliendame« und auch ein Video von seinem »Tod in Venedig« im Internet. Es waren diese beiden Ballette, die mich dazu gebracht haben, Tänzer beim Hamburg Ballett zu werden. Vor einigen Jahren hatte ich die Gelegenheit, die Rolle des Armand in »Die Kameliendame« an der Seite von Olga Smirnova vom Bolschoi-Theater zu tanzen. Und jetzt werde ich dieses Jahr Aschenbach verkörpern!

    Es ist interessant, wie sich das Leben manchmal entwickelt. Ich fühle mich einfach so glücklich!

    Vielen Dank für das Interview, lieber Christopher, und Toi, Toi, Toi!

    Ihr wollt mehr über Christopher Evans erfahren? Schaut euch seinen Steckbrief an!

    Nathalia Schmidt

  • Atte Kilpinen ist Tadzio

    Atte Kilpinen ist Tadzio

    John Neumeiers Ballett »Tod in Venedig« kommt am 29. Oktober 2020 nach 5 Jahren zurück auf die Bühne. Atte Kilpinen, gerade frisch aus Finnland hergezogen, ist seit Beginn der Saison 2020/21 Tänzer beim Hamburg Ballett und unser neuer Tadzio. Anlässlich seines großen Debüts beantwortet er meine persönlichen drei Fragen:

    Wie hast du dich auf die Rolle des Tadzio vorbereitet?

    Atte Kilpinen: Ich habe versucht, meine eigene Kindheit in Erinnerung zu rufen und mich daran zu erinnern, wie es war, als ich jung war. Es gab glückliche und sicher auch einige traurige Momente, darüber habe ich viel nachgedacht.

    John Neumeier hat viel darüber gesprochen, wie ich Tadzios Solo tanzen kann. Tadzio ist einfach ein Junge, der mit einer unbeschwerten Leichtigkeit die Welt erkundet. Man denkt da sofort an seine eigene Kindheit. Wie viele unterschiedliche Ideen hatte man doch als Kind! An einem Tag beschäftigt man sich noch mit Flugzeugen, an einem anderen Tag kommt einem eine noch viel bessere Idee. Wenn ich den Tadzio tanze, versuche ich genau dieses Gefühl, diese Unbeschwertheit, wieder zurückzubekommen. Jetzt wo man erwachsen ist, trägt man auch eine gewisse Verantwortung mit sich, selbst wenn ich mich noch als Kind fühle. Es ist schön, eine Rolle verkörpern zu können, in der man wieder einfach nur Kind sein kann. Das macht mir großen Spaß! 

    Natürlich habe ich auch Thomas Manns Novelle gelesen und die Verfilmung von Visconti gesehen – das alles dient als Inspiration.

    Atte Kilpinen und Christopher Evans, hier mit Ballettmeister Lloyd Riggins, bei den Proben zu »Tod in Venedig« © Kiran West

    Was kannst du aus den Proben mit John Neumeier berichten? Gab es für dich auch die Gelegenheit mit Edvin Revazov, für den die Rolle des Tadzio ursprünglich von John Neumeier kreiert worden ist, zu arbeiten?

    Es ist unglaublich, John Neumeier bei den Proben dabei zu haben. Es fühlt sich für mich immer noch unwirklich an, ein Teil des Hamburg Ballett zu sein und sogleich diese Chance zu bekommen, diese wunderbare Rolle zu tanzen! Mit John Neumeier zu proben ist schön und sehr inspirierend. Tadzios Solo hat er durch seine eigenen Erinnerungen geschaffen, noch heute hat er alle Schritte, die damit verbundenen Ideen in seinem Kopf und gibt diese nun an mich weiter.

    Es war sehr entscheidend für meinen Zugang zu der Rolle, dass John Neumeier persönlich noch einmal in seinen Worten den Charakter von Tadzio und die Entstehung dieser Rolle beschrieben hat. Er hat mir über seine eigene Kindheit erzählt und von bestimmten Situationen und Gefühlen, an die er sich zurückerinnert. Aber er möchte nicht, dass ich die Rolle des Tadzio durch seine Erinnerungen tanze, ich tanze es durch meine eigenen. Es brauchte jedoch diese Worte von John, um eine Verbindung zur Rolle zu finden. Er hat mich dazu angeregt, über meine eigene Kindheit nachzudenken und meine eigenen Emotionen in die Rolle einzubringen. Es war toll!

    Atte Kilpinen mit Christopher Evans bei den Proben zu »Tod in Venedig« © Kiran West

    Edvin war bei den Proben fast immer dabei, weil er die Rolle des Gustav von Aschenbach lernt. Er hat mir gezeigt, wie ich einzelne Schritte ausführen kann und in welchen Momenten ich bei der Bewegung etwas freier sein kann, einfach mehr Kind. Es gibt da zum Beispiel ein Pas de deux mit Aschenbach. Tadzio ist eigentlich nicht wirklich da, was wir hier sehen, spielt sich in Aschenbachs Kopf ab. In Wirklichkeit sucht Tadzio nur nach seinen Freunden am Strand. Mit Edvin darüber zu sprechen, wie er den Tadzio interpretiert, seine Erfahrungen zu hören, war eine große Hilfe!

    Eine letzte persönliche Frage: Wie und wann kamst du zum Tanz?

    Ich war sechs oder sieben Jahre alt und brauchte ein Hobby, weil ich als kleines Kind so viel Energie hatte! Meine Familie und ich mussten etwas finden und so kam es dazu, dass ich zum ersten Mal eine Stunde in einer Tanzschule besucht hatte. Und das ist es, nach dieser Stunde hat mich das Tanzen nie wieder losgelassen!

    Vielen Dank, lieber Atte, für das Interview und Toi, Toi, Toi!

    Nathalia Schmidt

  • Steckbrief: Hayley Page

    Steckbrief: Hayley Page


    Im »Steckbrief« stellen sich unsere Tänzerinnen und Tänzer vor, hier kommt Hayley Page.

    Name: Hayley Page
    Geburtsdatum und -ort: 29.3.94 in Sydney, Australien
    Engagement: Hamburg Ballett seit 2013

    Lieblingsfarbe: Hellblau
    Lieblingsfilm: »It’s a Wonderful Life« von Frank Capra (1946)
    Lieblingssong: Zur Zeit »Spirit Bird« von Xavier Rudd

    Wenn ich keine Tänzerin wäre, wäre ich …
    Wenn ich keine Tänzerin wäre, könnte ich mir vorstellen auf einem anderen künstlerischen Gebiet tätig zu sein. Ich habe es immer geliebt; seit meiner Kindheit male und zeichne ich, wo es immer Stifte und Papiere gibt. Mich haben schon immer das Meer und das raue australische Buschland meiner Heimat inspiriert. Meine Großeltern waren wundervolle Maler, die uns (als Kinder) immer ermutigten, es auszuprobieren.

    Hayley Page bei der Kreation von »Shakespeare – Sonette« © Kiran West

    Welche ist deine schönste Erinnerung mit dem Hamburg Ballett?
    Eine meiner schönsten Erinnerungen ist das Tanzen der Barbarina in »Tod in Venedig« auf einer Tournee in Madrid. Die Erfahrung, zusammen mit großen Künstlern und unter der Anleitung von John Neumeier zu proben und aufzutreten, war sehr demütig. Nach der ersten Aufführung verließ ich das Theater und da warteten meine Mutter und mein Vater draußen auf mich. Ich hatte keine Ahnung, dass sie kommen würden und dass sie gerade rechtzeitig angekommen waren, um die Vorstellung zu sehen. Es war ein Moment, den ich nie vergessen werde.

    Hayley Page und Mathieu Rouaux tanzen ein Pas de deux aus »A Cinderella Story« während einer Ballett-Werkstatt © Kiran West

    Welches Ballett oder welche Rolle würdest du gerne einmal tanzen und warum?
    In dieser Zeit, wo wir uns mit einer Pandemie auseinandersetzen, halte ich die Tatsache, dass wir gemeinsam auf der Bühne stehen, für ein unglaubliches Privileg. Die Ereignisse der letzten Monate haben meine Denkweise so geprägt, dass ich besonders offen, hungrig und dankbar für jede Gelegenheit bin, zu tanzen, ein Teil von John Neumeiers kreativen Prozessen zu sein und aufzutreten. Ich freue mich und bin gespannt auf das, was kommen wird.

    Dies oder Das …

    Comedy oder Drama?
    Beides in einem guten Maß!

    Bücher oder Filme?
    Bücher.

    Zuhören oder Sprechen?
    Zuhören.

    Früher Vogel oder Nachteule?
    Früher Vogel.

    Sommer oder Winter?
    Sommer.

    Berge oder Meer?
    Meer.

    Familie oder Freunde?
    Familie und Freunde.

    Tee oder Kaffee?
    Tee.

    Kochen oder Bestellen?
    Kochen.

    Alster oder Elbe?
    Alster.

    Nathalia Schmidt

  • Proben trotz Aufführungsverbot

    Proben trotz Aufführungsverbot

    Was kann ein großes Ballettensemble tun, wenn im Zuge der Corona-Pandemie die eigene Staatsoper und auch alle anderen Bühnen im Land für das Publikum geschlossen sind? John Neumeier hat es sich zur Aufgabe gemacht, in der Zeit des Lockdowns wenigstens die Probenbedingungen für das Hamburg Ballett soweit wie möglich an einen Normalzustand heranzuführen.
    John Neumeier bei den Proben zu »Beethoven-Projekt II« im Ballettzentrum Hamburg © Kiran West

    Voraussetzungen
    Seit Mitte Oktober gilt im Ballettzentrum ein strenges Hygienekonzept. Es schließt die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken) ebenso ein wie regelmäßiges Lüften durch die großen Fensterfronten des Schumacher-Baus.

    Zusätzlich werden die Tänzerinnen und Tänzer regelmäßig auf Covid-19 getestet. Sie dürfen einander berühren – allerdings nur innerhalb festgelegter und nachvollziehbarer Sequenzen im Rahmen der Choreografie.

    linkes Bild: Hélène Bouchet, Edvin Revazov und Karen Azatyan proben »Tod in Venedig« © Kiran West

    Die Probenarbeit
    Seit Beginn der Corona-Krise hat John Neumeier sich ganz auf das Management und die künstlerische Entwicklung des Hamburg Ballett konzentriert. Im zweiten Lockdown seit November 2020 plädiert er für eine möglichst schnelle Rückkehr zur Live-Aufführung – sobald das politisch und im Hinblick auf den Gesundheitsschutz vertretbar ist. Aus dieser Haltung heraus gewinnen die täglichen Proben im Ballettzentrum Hamburg eine besondere Bedeutung, die er mehr als üblich persönlich leitet.

    Künstlerische Ideen
    John Neumeier nutzt die zusätzliche Probenzeit während des Lockdowns für gründliche Proben. Das Hygienekonzept des Hamburg Ballett erlaubt auch Durchläufe abendfüllender Ballette, einschließlich großer Ensembleszenen.

    Das Ensemble probt die Handwerkerszene in »Ein Sommernachtstraum« © Kiran West

    Neben »Beethoven-Projekt II«, das weiterhin auf seine Uraufführung wartet, probt John Neumeier mit besonderer Sorgfalt »Ein Sommernachtstraum« und »Tod in Venedig«.

    Puck (Alexandr Trusch) wartet sehnsuchtsvoll auf die Öffnung der Theater © Kiran West

    Alle drei Ballette sollen nach der Wiedereröffnung der Hamburgischen Staatsoper in mehreren Besetzungen auf die Bühne kommen.

    Jörn Rieckhoff