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Auf nach Los Angeles!

Im März tanzt das Hamburg Ballett in Los Angeles insgesamt neun Aufführungen im Dorothy Chandler Pavilion: John Neumeiers »Matthäus-Passion« und »Bernstein Dances«. Jörn Rieckhoff berichtet über die logistischen Herausforderungen, die ein Ballett-Gastspiel in Corona-Zeiten mit sich bringt.

Für die Compagnie heißt es Koffer packen, denn es geht nach Los Angeles! © Kiran West

Als US-Amerikaner legt John Neumeier seit jeher großen Wert darauf, in seinem Geburtsland künstlerisch präsent zu sein: als Gastchoreograf bei den bedeutenden Compagnien und auch mit »seinem« Hamburg Ballett. Ungeachtet des erheblichen Aufwands hat er sein Engagement in den letzten Jahren sogar verstärkt: Die für März geplante Reise nach Los Angeles ist bereits das fünft­e US-Gastspiel seit 2013.

Trotzdem ist eine derartige Tournee alles andere als selbstverständlich, denn in den USA gibt es kein mit Deutschland vergleichbares System staatlicher Kulturfinanzierung. Die traditionellen Sponsorengelder aber sind abhängig vom wirtschaft­lichen Umfeld, sodass die Kulturbranche von der Corona-Pandemie mit voller Wucht getroffen wurde. Die Einladung des Hamburg Ballett nach Los Angeles in einer Phase, in der sich die US-Theater mühsam in einer »neuen Normalität« orientieren, verdankt sich letztlich dem legendären Ansehen, das John Neumeier weltweit genießt.

Marc Jubete und das Ensemble in »Matthäus-Passion« © Kiran West  

Für das Management des Hamburg Ballett ist die Planung dieser mehrwöchigen Tournee unter Corona-Bedingungen eine Herausforderung. Als besonders sensibel erwies sich die Organisation der Einreiseerlaubnis für das 110-köpfige Team. Gastspielleiterin Leonie Miserre erzählt: »Für die USA benötigen wir spezielle Visa, die in der aktuellen Situation besonders schwer zu bekommen waren.«

Damit nicht genug: Alle Tour-Mitglieder ohne US-Reisepass mussten persönlich zum US-Konsulat nach Frankfurt reisen, damit die Visa ausgestellt werden konnten. Ebenfalls der Corona-Pandemie geschuldet ist die internationale Transportkrise. Bereits im Oktober wurde offensichtlich, dass nicht nur der Hafen von Los Angeles, sondern auch die Ausweichhäfen an der Westküste dauerhaft­ überlastet sein würden. Daraufhin ließ Miserre mit der Unterstützung eines langjährigen Logistikpartners die Container mit dem Bühnenbild, den Transportkisten und weiterem technischen Equipment in Charleston, South Carolina anlanden: »Die 4.000 km auf Trucks quer durch die USA waren der sicherste Weg, damit unser Material rechtzeitig in Los Angeles eintreffen würde.«

Die Transportkisten haben bereits einen weiten Weg hinter sich © Pressestelle    

Innerhalb von drei Wochen zeigt das Hamburg Ballett John Neumeiers Ballette »Bernstein Dances« und »Matthäus-Passion« im Dorothy Chandler Pavilion in Los Angeles. Die technische Crew des Hamburg Ballett reiste schon wenige Tage im Vorfeld nach Los Angeles, um den Aufbau der Bühne für die zwei so unterschiedlichen Produktionen zu betreuen. Die Tänzer*innen, Ballettmeister*innen und die Administration folgten ihnen am 5. März in die größte Stadt Kaliforniens. Wir werden aus Los Angeles berichten!

Jörn Rieckhoff