BallettTester »Bernstein Dances«
Vor der Wiederaufnahme von John Neumeiers Ballett »Bernstein Dances« durften drei junge BallettTester das Stück bereits vor allen anderen bei der Hauptprobe erleben. Wir freuen uns sehr, dass Jonna Lorenz, Yannick Klix und Janine Altmiks ihre Eindrücke und Erlebnisse mit uns teilen:
Als ich gesehen hatte, das man als BallettTester eine Hauptprobe des Hamburg Ballett in der Staatsoper sehen kann, wollte ich unbedingt mitmachen. Ich habe selber schon seit fünf Jahren Ballettunterricht in Kiel, und es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, die Ballettprofis auf der Bühne zu erleben. Nun durfte ich also das erste Mal in der Hamburgischen Staatsoper ein Ballett sehen: »Bernstein Dances«, eine Ballettrevue mit der Musik von Leonard Bernstein.
Mir haben die Musik und natürlich auch die Choreografie sehr gut gefallen. Die Tänzer haben jede Emotion toll dargestellt, sodass man genau sehen konnte, was sie gerade fühlen. Die Musik und die Tänze waren sehr abwechslungsreich: von lustig und fröhlich bis spannend und dramatisch war alles dabei. Das in dem Stück auch Sänger mitwirkten, hat mich sehr überrascht. Die Sopranistin Dorothea Baumann und der Bariton Oedo Kuipers haben fantastisch gesungen. Die Kostüme waren relativ einfach und schlicht gehalten, dies passte jedoch sehr gut zu dem Stück. Dieser Abend war ein besonderes Erlebnis für mich.
Jonna Lorenz, 12 Jahre
Zum einhundertsten Geburtstag des wohl einzigartigen Dirigenten, Komponisten und Musikvermittlers Leonard Bernsteins nimmt das Hamburg Ballett seine »Bernstein Dances« wieder ins Programm. Bevor jedoch der erst 23-jährige Christopher Evans in der Rolle Bernsteins sein Debüt als jüngst beförderter Erster Solist geben kann, wird zwei Tage vor der großen Saisoneröffnung ein letztes Mal geprobt. Neben John Neumeier, der künstlerischen Leitung und uns drei BallettTestern haben noch einige Fotografen und ein paar Mitarbeiter Platz genommen, ansonsten ist der Saal der Staatsoper so gut wie leer.
Neben dem Leben Bernsteins steht der Abend im Zeichen von Liebe und Erotik: Als niemand Geringeres als »Eros« persönlich greift Alexandr Trusch immer wieder in das Geschehen und Leben Bernsteins ein.
Das Ballett beginnt mit der Ouvertüre zu »Candide«. Angekommen in New York kann Evans dem Vorwurf der Verschwendung von Zeit und Geld nur die eigene Überzeugung entgegenhalten, Talent zu besitzen. In der Metropole fällt es ihm zunächst schwer, Fuß zu fassen. Doch er soll recht behalten: Die Liebe und mit ihr die Musik sind es schließlich, die ihn ankommen lassen, wenngleich der Kontrast von einsamen Nächten am Klavier und der lauten Welt des Broadways bleibt.
Bevor es schließlich zu Bernsteins berühmtesten Werk, der »West Side Story«, kommen kann und Tony seine Maria findet, sitzt Evans als Bernstein wieder einmal nachts alleine am Klavier und probiert vergebens, die richtigen Melodien zu finden. Erst mit Zigarette im Mund will es ihm gelingen. Es sind diese Bilder – Notenpapier, Zigaretten und Klavier – die das Ballett als Hommage an Bernstein prägen. So erstrahlen bereits zu Beginn des Balletts große Portraits, die den Musiker voller Freude und Energie beim Dirigieren zeigen. Von den beeindruckenden New-York-Fotografien des Bühnenbildes ganz zu schweigen.
Die zweite Hälfte des Abends steht musikalisch ganz im Zeichen von der »Serenade nach Platons ›Symposium‹«, jenem Gastmahl, das die griechischen Philosophen zur Diskussion über den Eros bewegte, die ihren Höhepunkt in den jazzartigen Unterbrechungen des Alkibiades findet. Das Bühnenbild fällt wieder schlicht aus: In der rechten Ecke steht lediglich eine lange ungedeckte Tafel. Es ist aber gerade diese ästhetische Schlichtheit und vor allem die der von Giorgio Armani gestalteten Kostüme, die den Fokus auf Tänzer und Musik lenkt.
Die zweite Hälfte gestaltet sich als Wechsel zwischen zwei Schauplätzen: Im hinteren Teil der Bühne findet eine kleine Party in einer New Yorker Wohnung statt, deren Türen sich immer dann öffnen, wenn Sebastian Knauer am Klavier das Themenmaterial der »Serenade« in den »Five Anniversaries«, jenen Geburtstagsständchen, die Bernstein für einige Freunde schrieb, vorstellt. Im vorderen Teil findet die Auseinandersetzung der Tänzer mit dem Eros statt, immer dann, wenn das Orchester die »Serenade« spielt.
Den Tänzern gelingt es, den Spirit Bernsteins aufzugreifen, echte Emotionen zu transportieren und den Zuschauer zu berühren. Unterstützt werden sie dabei von dem starken Sängerduo aus Dorothea Baumann und Oedo Kuipers, das auf clevere Art und Weise Teil der Choreografie ist, und natürlich vom Staatsorchester unter der Leitung Garrett Keasts. Zu schade, dass man bei der Generalprobe nicht applaudieren kann.
Wen die Musik und der Spirit Bernsteins begeistert, sollte sich das Ballett auf keinen Fall entgehen lassen. Weitere Vorstellungen (mit teilweise geänderter Besetzung) gibt es noch diese Woche, ermäßigte Restkarten sind nach Verfügbarkeit an der Abendkasse für alle Berechtigten unter 30 Jahren erhältlich.
Yannick Klix, 21 Jahre
Am 7. September besuchte ich als eine von drei BallettTestern die Hauptprobe von »Bernstein Dances«. Ich hatte zuvor noch keine Ballettvorstellung gesehen und wusste nicht, was mich erwarten würde. Normalerweise bin ich im Genre Musical zu Hause, war aber gespannt darauf, etwas Neues zu erleben.
Im Gepäck ein Programmheft und eine Besetzungsliste, damit ging es in den Saal. Inmitten von Fotografen nahm ich Platz und hatte einen tollen Blick auf die Bühne. Ein bisschen aufgeregt war ich schon, das hat man nicht alle Tage.
Licht aus, Vorhang auf! Einsetzen des Orchesters, minimalistisches Bühnenbild (Drei Fotos von Bernstein und ein Flügel auf der Bühne). »Impulsanter Start« waren die ersten beide Worte in meinem Notizbuch. Die Zeit verging wie im Flug, so sehr war ich darauf konzentriert, zu folgen. Nach 2 1/2 Stunden inklusive Pause hatte ich viele Eindrücke gesammelt. Ich gebe zu, beim Ballett hatte ich aufwendige Kostüme und Frisuren erwartet, ein bisschen wie beim Nussknacker (obwohl die Stücke überhaupt nicht vergleichbar sind). Doch ich wurde überrascht.
Die TänzerInnen waren schlicht gekleidet, was für mich für das moderne Zeitlose steht. Mir gefiel die ausgewählte Musik sehr gut, teilweise gesungen von Dorothea Baumann und Oedo Kuipers (tolle Stimmen). Das Zusammenspiel mit Tanz und Schauspiel überzeugte mich dahingehend, dass ich auch ohne Dialoge verstanden habe, welche Stimmungen und Emotionen »erzählt« wurden. Biografische Aspekte, ohne dass der komplette Lebenslauf wiedergegeben wurde. Durch die abwechselnden Stimmungen wurden die facettenreichen Seiten des Künstlers dargestellt. Mir gefiel diese Art der Umsetzung sehr gut. Alles in Allem finde ich, dass die Revue gelungen ist.
Janine Altmiks, 29 Jahre