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BallettTester »Orphée et Eurydice«

Als BallettTesterinnen durften Louisa, Sina und Lucy bereits am Freitag John Neumeiers Inszenierung von Glucks Oper »Orphée et Eurydice« während der Hauptprobe erleben. Auf unserem Blog und dem Blog der Staatsoper berichten sie von ihren Eindrücken.

Als der Vorhang aufging, fühlte ich mich so, als würde ich mitten in einer Ballettprobe sitzen. Das einfache Bühnenbild, welches sich an jede Szene anpasste, ließ einen in die Geschichte eintauchen. Ich konnte den Schmerz von Orpheus gut nachvollziehen, als seine geliebte Eurydike starb. Diese Eingangsszene gefiel mir sehr, da man sich in alle Trauernden, welche Schwarz gekleidet auf der Bühne tanzten, hineinversetzen konnte. Das dramatische Bühnenbild mit dem im Nebel stehenden Auto im Hintergrund und die lange Arie, in der sich Orpheus seinem Gefährten Amor anvertraut, berührt einen sehr.

Als die beiden sich schließlich auf den Weg in die Unterwelt machen, ließen einen die Furien, welche fantastische, mit glitzernden Steinen besetzte Kostüme trugen, regelrecht zusammenzucken. Diese tanzten ausdrucksstark und aggressiv. Man konnte erkennen, dass sie sich gegen Orpheus stellten und versuchten, ihn von seiner Geliebten fernzuhalten. Doch der singende Orpheus brachte sie zum Schmelzen.

Als Orpheus nach seiner langen Reise durch die Unterwelt endlich bei Eurydike ankommt, rührt einen die Szene zu Tränen. Dass er sich nicht umdrehen darf, macht einen wütend. Man fühlt den Schmerz von Eurydike, die an der Liebe von Orpheus zweifelt, und erlebt, wie Orpheus mit sich ringt und sich eigentlich zu seiner Geliebten umdrehen will.

Das Ende fand ich wunderschön und tröstlich: Denn die Botschaft, dass die geliebten Seelen immer mit einem sind, egal was man tut und wo man sich gerade befindet, erreicht einen durch die immer wieder als Braut erscheinende Eurydike sehr gut. In jeder alltäglichen Situation wie zum Beispiel im Ballettsaal steht sie, unsichtbar für die anderen, neben ihm und drückt die immerwährende endlose Liebe der beiden aus.

Louisa, 14 Jahre

Orphée et Eurydice © Kiran West

Die schöne Eurydike stirbt! Dargestellt als Autounfall. Die Zuschauer hören passende Geräusche dazu, im nächsten Moment steht ein kaputter Kleinwagen auf der Bühne und die leblose Eurydike liegt davor. Die Trauer wird durch die schwarze Kleidung der Tänzer eingefangen.

Das Bühnenbild ist sehr klar und einfach. Deutlich ist für mich eine moderne Struktur zu erkennen. Bei manchen Szenen sieht es sogar fast futuristisch aus. Weiße Wände und Spiegel geben dem Raum auf der Bühne eine klare Linie und doch eine Weite. Aktiv werden alle beim Steuern des Bühnenbilds mit eingebunden. Tänzer schieben Wände, sind Deko und Darsteller zugleich. Ohne viel Steuerung von außen kommt das Bühnenbild hier aus, so wirkt es zumindest auf die Zuschauer.

Beim Betreten der Totenwelt muss Orpheus Furien und Geister mit seinem Gesang überzeugen. Alle sind in weiß gekleidet. Am besten gefallen mir hier aber die drei schwarzen Wächter! Ihre Kostüme sind Ganzkörperanzüge, die selbst das Gesicht aus unserer Entfernung nicht klar erkennen lassen. Ihre Bewegungen erscheinen wie ein Spiel miteinander – herausragende Rollen und Leistungen der drei Kreaturen! Sie haben mich am meisten beeindruckt am Abend.

Als die wiedervereinten Liebenden sich auf den Weg zurück in die normale Welt machen, beginnt ein Streit über die meidenden Blicke des Ehemanns. Das Bühnenbild wechselt hierbei durch sich drehende Wandelemente, die durch schwarz gekleidete Tänzer bewegt werden. Außer diesen Wänden braucht das Bild nicht mehr. Die Energie entsteht durch den Gesang und die Konversation der beiden.

Sina, 29 Jahre

Orphée et Eurydice © Kiran West

Es war für mich die erste Inszenierung bei der sowohl Oper als auch Ballett mitgewirkt haben. Daran muss man sich als Zuschauer auch erstmal gewöhnen, kann es aber auch umso mehr genießen. Der Handlungsrahmen von John Neumeier ergänzt das Stück hervorragend und macht die Geschichte schlüssiger. Der Solistengesang hat mir gut gefallen, vor allem die Stimme der Eurydike habe ich sehr genossen. Der Gesang wurde gut mit der Inszenierung auf der Bühne verbunden und wirkte nie wie eintöniger Operngesang. Der Tanz hat mir sehr gut gefallen. In der Regel waren es Gruppentänze aus denen immer wieder ein Paar hervorstach, es wurde viel variiert. Die vielen Hebefiguren waren spektakulär.

Auch besonders gefallen haben mir Bühnenbild und Kostüm. Die Teile des Bühnenbildes waren großartig – multifunktional und trotzdem simpel gehalten. Generell fand im Bühnenbild viel Bewegung statt, durch die Spiegel konnte man teilweise eine dreidimensionale Sicht auf das Geschehen haben.

Lucy, 20 Jahre