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Endlich wieder Live-Ballett!

Seit den Theaterschließungen im Zuge der Corona-Beschränkungen im März 2020 gab es in Los Angeles keine Ballettvorstellungen in Innenräumen – bis das Hamburg Ballett am 11. März John Neumeiers »Bernstein Dances« im Dorothy Chandler Pavilion auf die Bühne brachte. Rachel S. Moore, Intendantin des Music Centers, erzählt im Gespräch mit Jörn Rieckhoff, weshalb ihr dieses Gastspiel besonders am Herzen liegt.

Obwohl das Hamburg Ballett zwei Ballette im gleichen Theater von Los Angeles zeigt, werden die Produktionen von zwei völlig unabhängigen Veranstaltern betreut. Für die Aufführungen von »Bernstein Dances« wird das Hamburg Ballett präsentiert von »The Music Center«. Diese Kultur-Organisation verwaltet im Auftrag des Los Angeles County ein großes Areal in Downtown LA, zu dem auch die Walt Disney Concert Hall gehört. Daneben veranstaltet das Music Center die Frühlingsserie »Glorya Kaufman Presents Dance at The Music Center«, die von Rachel Moore als Intendantin und Geschäftsführerin auch kuratiert wird.

Schon einmal gelang es Moore als CEO des American Ballet Theatre, John Neumeier in die USA einzuladen: als Gastchoreograf ihrer damaligen Compagnie für die Einstudierung seines Balletts »Die Kameliendame«. Nur allzu gut kann sie sich an dieses Ereignis erinnern: »Es war einfach wunderbar, dieses Ballett auf der Bühne der Metropolitan Opera in New York zu erleben!«

John Neumeier beim Premierenempfang von »Bernstein Dances« (c) Shannon West

Obwohl Moore im Zuge der Pandemie neue Zielgruppen mithilfe digitaler Angebote erschließen konnte, ist sie überzeugt von der fundamentalen Bedeutung von Live-Aufführungen: »Es gehört zum Wesen unseres Menschseins.« Auf die Frage, woher sie den Mut nahm, das Hamburg Ballett schon in dieser Saison zu einer Überseetournee einzuladen, gibt sie sich kämpferisch. »Wir werden diesem Virus nicht erlauben, uns von der Arbeit abzuhalten, die wir als wesentlich empfinden. Wir sind überzeugt, dass die Bühnenkünste das Leben der Menschen verbessern. Sie sind entscheidend für unsere geistige Gesundheit, entscheidend für unseren Gemeinschaftssinn – entscheidend auch für eine florierende Wirtschaft.«

Mit großer Freude erlebt sie nun das Wiedersehen mit John Neumeier in Los Angeles: »John ist einzigartig. Er ist großartig als Künstler wie als Mensch, und – das ehrt mich – er ist auch ein Freund.«

Jörn Rieckhoff